Martin Parr, einer der einflussreichsten britischen Dokumentarfotografen, ist am 6. Dezember 2025 im Alter von 73 Jahren gestorben. Bekannt für seinen scharfen, satirischen Blick auf den Alltag und die Konsumgesellschaft, hinterlässt er ein bedeutendes fotografisches Erbe, das weit über Großbritannien hinaus Anerkennung gefunden hat. Parrs Arbeiten zeichneten sich durch ihre lebendigen, oft grellen Farben und ihren humorvollen, aber kritischen Umgang mit gesellschaftlichen Themen aus, wie etwa in seinen ikonischen Serien „Last Resort“ und „Small World“.
Geboren 1952, entwickelte Parr früh eine Vorliebe für die Dokumentation des sogenannten „kleinen“ Alltagslebens, das er mit großer Empathie und scharfem Blick für gesellschaftliche Absurditäten einfing. Seine Bilder zeigen oft Urlauber, Konsumenten oder typische Alltagsmomente, stets mit einem Augenzwinkern und einer gewissen Ironie, die zum Nachdenken anregen. Parr war seit 1994 Mitglied der renommierten Magnum Photos Agentur und prägte als Präsident dieser Institution die moderne dokumentarische Fotografie maßgeblich.
Sein Stil, der durch knallige Farben, Inszenierungen und eine nüchterne Beobachtung besticht, polarisierte und inspirierte zugleich. Parr wollte mit seiner Kunst nicht nur unterhalten, sondern auch Kritik an Konsumdenken, Globalisierung und menschlichen Eigenheiten üben. Trotz seiner 2021 diagnostizierten Krebserkrankung arbeitete er bis zuletzt engagiert weiter und setzte sich für die Rolle der Fotografie als gesellschaftliches Spiegelbild ein.
Sein Erbe lebt weiter durch die Martin Parr Foundation, die sein Werk bewahrt und neue Generationen von Fotografen fördert. Die Fotowelt verliert einen Chronisten des Alltags, dessen Blick mit Humor und Tiefgang die Gegenwart reflektierte. Sein Tod wird von vielen als großer Verlust empfunden, doch seine Bilder sprechen weiterhin eine kraftvolle Sprache der kritischen Beobachtung und des visuellen Kommentars.
Ein lesenswerter Nachruf ist in der ZEIT erschienen. Der Artikel hebt Parrs ambivalente Hass-Liebe zu England hervor und geht auf die frühen Schwarz-Weiß-Arbeiten ein, die vor seinem knallbunten Durchbruch entstanden. Sein anthropologischer Blick auf banale Details vereine Schönheit und Hässlichkeit des Alltags, so der Autor.
Zur Bebilderung dieses Beitrags habe ich bewußt darauf verzichtet, Fotos von Parr zu zeigen – diese sehen Sie momentan ohnehin in der Presse. Ich zeige stattdessen ein paar eigene Fotos, die stilistisch eine vage Nähe zum Werk von Parr haben. Sie sind vor etlichen Jahren in Irland entstanden. Das soll keine Anmaßung sein – falsche Insel, falscher Fotograf. Trotzdem gute Fotos 😉









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