Genial! Super! DANKE! Die Wirklichkeit ist mal wieder als Real-Satire nicht zu überbieten. Ich bedauere Euch arme Gagproduzenten und Pointenschreiberlinge, die Ihr Euch jetzt für Hartz IV anstellen müßt. Und auch ich kann mich heute genüsslich zurücklehnen und einfach ein paar Meldungen aus den Nachrichten abtippen, um eine weitere Ausgabe der Grischa News zu füllen.
In den letzten Ergüssen meiner geistigen Gedanken-Inkontinenz hatte ich bereits viele schöne Urlaubsziele in der Schweiz aufgezählt, in der Hektik jedoch vergessen zu erwähnen, daß es ein besonderes Erlebnis darstellt, Mitte August von einer Ladung Neuschnee in Davos überrascht zu werden! Gut, die Schneegrenze lag nicht ganz auf Talstraßen-Niveau und der Spaß dauerte auch nur bis mittags, aber ich hatte schon ernsthaft in Erwägung gezogen, das Snowboard einzupacken und den Allradantrieb zuzuschalten.
Dieses beschauliche Sauberland (formerly known as Helvetia) kann sich aber noch auf ganz andere Art und Weise beflecken: Die Festivitäten der kürzlich stattgefundenen Feier des Nationalfeiertages am Rütliberg wurden gestört von einer Meute gestörter rechtsradikaler Neo-Nazis, die Medienberichten zufolge fast 1/3 der Besucher vor Ort ausmachten. Also, wer hätte gedacht, daß es hier sowas gibt? Hat man denn noch keine Volksabstimmung über deren Daseinsberechtigung abgehalten? Vielleicht fällt es den Eidgenossen aber auch schwer, die politische und gesellschaftliche Tragweite solcher Halunken richtig einzuschätzen, weil im schweizerischen Sprachgebrauch mit “Nati” (ausgesprochen aber “Nazi”!) ganz harmlos die Nationalmannschaft gemeint ist!
Eine Nationalmannschaft ganz anderer Coleur wurde ja heute von Angie M. vorgestellt, und ich bedauere zutiefst, daß inzwischen der münchnerische Lederhosen-Depp Eddie S. von ihr rechts liegen gelassen wurde. Erst wollte er während des Fernsehduells bei seiner Chefin auf dem Schoß sitzen, anschließend machte er sich mit Forderungen nach einem Superministerium zum Affen (er ist schließlich ein Mann, wie sollte er da mehrere Dinge auf einmal machen können), dann wirft er mit faulen Bananen nach den Ossis (die seit 15 Jahren frische Bananen kaufen können und darum eher aus anderen Gründen das Recht auf Frustration besitzen, vor allem, wenn ihnen ein Provinzler aus Bayern das Wahlrecht abzusprechen versucht) und als Krönung light kommt der Hasenhaken, Lafontaine ein B-Mannschafts-Fernsehduell anzubieten, und nachdem dieser annimmt, zu behaupten, man hätte einen in rechtschreibreformierter Schriftform gedruckten Schlagabtausch gemeint. Wow! Fast hätten 5 Millionen Arbeitslose auf einen Schlag einen Job gehabt: Kabarettist von Stoibers Gnaden.
Ausnahmsweise will ich an dieser Stelle mal von meiner ungeheuer aufregenden Arbeit bei einem medizinischen Forschungsinstitut hier am Ort berichten. Heute habe ich ein wirklich süßes Mäuschen fotografiert! Ein ganz hübsches Gesicht, weiche Haut, schwarz, zart, langes Haar… Es war allerdings sehr klein, nur etwa 25 Wochen alt, hatte einen langen nackten Schwanz und wurde von Kollegen für ungemein wichtige tierversuche miß- äh, natürlich: gebraucht. Allen PETA-Sympatisanten sei beschieden: Man muß nur mit dem richtigen fachmännischen Blick ausgestattet sein, um zu erkennen, welche unheimlich wichtige Bedeutung diese Versuche für die Humanmedizin haben. Allerdings, ganz sicher bin ich mir nicht, ob die angewendete Technik, zunächst eine Titanplatte auf den Knochen zu schrauben und anschließend diesen zu durchtrennen, so auf den Menschen zu übertragen ist. Da müssen wir abwarten, was unser zukünftiger Gesundheitsminister dazu sagt.
Die Lektüre des folgenden Abschnittes möchte ich nur den moralisch Verwahrlosten, geistig Verwirrten, Wagemutigen, Tollkühnen, besonders sarkastisch Veranlagten, sowie allen anderen Lesern empfehlen:
Nein, ich werde keine weiteren Details aus Frankensteins Operationssaal ausplaudern (daran hindert mich ein Knebelvertrag!), aber aus gegebenem Anlass auf zwei Meldungen der letzten Tage eingehen.
1. Neben den weltweit beliebten Taizé-Gesängen wird im französischen Wallfahrtsort der Ökumene inzwischen immer öfter ein Kinderlied angestimmt: “Frére Roger, Frére Roger, dormez-vous – dormez-vous…”
2. Die zypriotische Fluglinie Helios erwägt Gerüchten zufolge, seinen Passagieren in Zukunft eine Ganzkörper-Toppits-Tüte mit Ziplock zur Verfügung zu stellen: gegen Gefrierbrand!
3. Die israelische Armee planiert gerade live im TV jüdische Siedlungen im Gazastreifen. Wo sollen bloß die armen Orthodoxen wohnen, wenn sie aus dem Urlaub in Davos zurückkommen?
OK, das war jetzt doch einer mehr als geplant, bringt mich aber zum von schwarzgekleideten, mit Schläfenlocken versehenen Gläubigen bevölkerten Graubünden zurück, dessen größte Attraktion des Sommers ein zollfrei eingewanderter, echter, lebendiger Bär ist! Augenblicklich weiss niemand, ob das noch zu verabschiedende Freizügigkeitsabkommen mit der EU seinen Aufenthalt legitimiert, jedenfalls läßt der die Souvenirkassen klingeln und genhmigt sich ab und zu ein frisches Schaf von der Weide. Im Engadin wird schon das Bären-Menu angeboten, als Nachtisch gibt´s Bärensuchen im dunklen Wald! Darum hier ein letzter touristischer Tipp, bevor ich für heute schließe: Bitte unbedingt im eigenen PKW anreisen, denn in schweizerischen Bussen herrscht demnächst Gurtpflicht, man kann also nicht mehr sturzbetrunken auf dem Gang rumliegen oder dem Fahrer die Lieblingskassette nach vorne bringen. Und zu allem Überfluss wird mit dem Fahrplanwechsel ein generelles Rauchverbot in alles Zügen der SBB eingeführt! Das ist ausgesprochen schade, konnte man doch früher in jedem handelsüblichen Raucherabteil eine kostenlose Haschischdröhnung inhalieren und kam deswegen richtig gut drauf am Urlaubsziel an!
Viele Grüße von “Davos zugeht, als würde der Bär tanzen”, Till