Frostiger Jahreszeiten-Verlag

Der Jahreszeiten-Verlag macht sich augenblicklich keine Freunde – stellvertretend für viele Fotografen spricht Freelens aus, was da schief gegangen ist: „Mit seiner Vorreiterrolle macht der Jahreszeiten Verlag sich zum Totengräber des Fotojournalismus“. Es geht um die aktuellen Produktionsverträge, die Fotografen unterschreiben müssen, wenn sie für den Verlag arbeiten wollen. Diese sehen eine weitreichende Abtretung von Rechten an den Verlag vor, beispielsweise unbegrenzte und exklusive Nutzungsrechte an sämtlichen Aufnahmen, die bei der Produktion entstehen. Die Presseerklärung von Freelens findet man z.B. bei der Photo Presse. Unter anderem ist hier auch vom Bestimmungsrecht die Rede, das dem Urheber ermöglicht darüber zu bestimmen, ob und wo sein Werk veröffentlicht wird. Letzteres ist ein Knackpunkt, über den ich grade wieder mit einem Kunden diskutieren musste, der nach der Übergabe der bearbeiteten/optimierten Bildauswahl auch „die anderen Fotos“ sehen wollte. Mir erschliesst sich dieser Wunsch einfach nicht, basiert doch meine Auswahl nicht auf Willkür, sondern Erfahrung und einem professionellen Blick. Fotos, die ich nicht ausgewählt habe, sind also in aller Regel weniger gut. Wie immer, gilt für mich der Grundsatz: Fotos, die ich nicht ausgewählt und optimiert habe, gehen nicht ´raus. Punkt. Suboptimale Lichtbilder, die nicht von mir autorisiert sind, können im Zweifelsfall gegen mich verwendet werden: „Schaut mal, was der für schlechte Fotos macht…“ Das gilt es zu vermeiden.

Ähnlich Erschreckendes habe ich gestern bei einem Gespräch mit einer Grafikerin gehört. Sie erzählte mir von ihren Plänen, Bilder bei iStockPhoto (die ich hier bewusst nicht verlinke) anzubieten und fragte, ob deren Konditionen marktüblich seien. Bildverkäufe über diese Microstock-Agentur werden dem Urheber mit 20% des Erlöses gutgeschrieben. Im billigsten Fall bedeutet das, der Fotograf bekommt für einen Bildverkauf 20 Cent! Wow! Es wird aber noch besser: Dieses Verbrecher-Syndikat bietet seinen Zulieferern (oder besser: Handlangern) eine Beteiligung von grandiosen 40% für den Fall an, dass man sich exklusiv an diese Agentur bindet. Noch mal langsam zum Mitschreiben: iStockPhoto erwartet, dass Fotografen alle ihre Bilder exklusiv und ausschliesslich nur über iStockPhoto anbieten – ich halte solche Angebote für kriminell. Jede handelsübliche Agentur gewährt Urhebern das Recht, auch mit anderen Marktbegleitern zu kooperieren und zahlen absolut normale Provisionen von 50% der Umsätze. Und nun ab in die Denkpause!

Kategorien Kultur, Photographie, Privat

2 Kommentare zu „Frostiger Jahreszeiten-Verlag

  1. Am Ende bleibt abzuwarten ob Fotografen diese Konditionen annehmen und sich an die Agenturen binden und ob diese Ihren Vertrag rechtlich durchsetzen koennen. Wer zu restriktiv ist wird normalerweise vom Markt verschwinden.

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