Das Thema Self-Marketing ist – wie bei jedem Selbständigen – systemimmanent. Neue Kunden, neue Aufträge sind kontinuierlich wichtig, um im Job zu bleiben und seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Einige Informationen dazu hatte ich bereits in meinen Artikeln „Selbstvermarktung für Photographen“ und „Kundenakquise für Photographen“ zusammengefasst, nun ist es mal wieder an der Zeit, aktuelle Strömungen und Neues hinzuzufügen. In einem Beitrag auf Xing las ich ein paar mehr oder weniger wertvolle Tipps – so seien lokal ausgelegte Flyer hilfreich, an (private) Kunden heranzutreten (stimmt!); persönliche (Überraschungs-)Termine bei Agenturen sinnvoller als Telefonakquise (siehe unten!), man müsse definieren, was man selbst gerne fotografiert und sich seine Kunden dementsprechend „aussuchen“ (wer lehnt ruhigen Gewissens einen Job ab?) oder auch: Man dürfe keine „Einstiegs-Angebote“ machen, da es unrealistisch sei, seinen Preis bei einem Folgeauftrag hochzuschrauben (richtig!). Mit spontanen Besuchen bei Agenturen habe ich selbst gute Erfahrungen gemacht und bin an einige lukrative und spannende Jobs gekommen, letztlich spielt hier aber der Zufall eine größere Rolle als bei der vorbereitenden Telefonakquise (ist der richtige Ansprechpartner zufällig im Haus und hat Zeit? Was hält dieser von der Überrumpelungstaktik?). Diese mag ich übrigens gar nicht – weder aktiv noch passiv. Die vielen Verzweifelten, die mich täglich anrufen, um mir irgendetwas zu verkaufen, sind mir zutiefst unsympathisch. Ich kaufe generell nichts am Telefon und mache keine Vertreterbesuche aus. Intuitiv spiegele ich meine Erfahrung wohl auf die Betreffenden, die ich selbst möglicherweise anrufen müsste, um mit potenziellen Kunden in Kontakt zu kommen. Aber es kommt noch etwas hinzu: Ich bin sicher, ein Fotograf wird kein überzeugendes „USP“ (Alleinstellungsmerkmal) finden – denn gute Fotos macht jeder. Selbstverständlich hat jeder Fotograf einen persönlichen Stil, eine andere Ausrüstung, Vorlieben oder Fähigkeiten, letztlich müsste man sich aber drastisch einschränken, um sich z.B. darüber zu verkaufen, dass man grundsätzlich alle Bilder bei Blende 5,6 belichtet oder Personen immer von hinten fotografiert. Auch eine thematische Beschränkung ist gefährlich, selbst wenn sie immer wieder propagiert wird: Möchte ich den Rest meines Berufslebens nur noch Passbilder fotografieren? Wie lange dauert es, bis mir das langweilig wird? Das Gegenteil ist sicher ebenso falsch, denn man kann nicht überzeugend wirken, wenn man behauptet, „alles“ zu können und zu machen. Immer wieder bemerke ich bei mir selbst, wie schnell man sich verzettelt: Vor dem Termin muss ich erst meine Mappe neu zusammenstellen, ich kann auch nicht einfach anrufen, ohne mir bewusst zu sein, was ich genau diesem Unternehmen verkaufen will, dazu sind vielleicht noch Optimierungen an meiner Website nötig, für die ich erst ein paar Bilder nachbearbeiten will, aber eigentlich wäre es besser, neue Fotos zu machen, also suche ich nach einem Nachwuchsmodel und einer spannenden Lokation etc. … Das ist unsinniger Perfektionismus und viel zu kompliziert. Im Artikel „Ein gutes Foto kann man immer und überall verkaufen …“ versucht Oliver Rüther, die Akquise auf wenige Kernpunkte zu konzentrieren. Für mich wichtig: Nachhaken und trotz Absagen nachfragen, wer denn sonst Bilder in diesem Stil gebrauchen könnte. Mit etwas Glück entstehen so Kontakte zu Kontakten zu Kontakten … In „Akquise für Grafiker, Illustratoren, Fotografen und andere Kreative“ werden die elementaren Gesichtspunkte sogar auf 5 Aussagen eingeschmolzen, die jedoch Gefahr laufen, beliebig zu sein. „Wie kommt man an Foto-Aufträge?“ setzt einen weiteren Hebel an: Referenzen. Das diese wichtig sind, klingt nachvollziehbar. Doch wie oft habe ich schon einen potenziellen Kunden beeindrucken können, wenn ich erzählte, ich habe meinen Fotografenabschluss als Innungsbester gemacht und bereits Fotos für Porsche oder Kaufhof erstellt? (Das habe ich nicht wirklich getan – für mich klingt das eher nach „mein Haus, mein Auto, meine Pferdepflegerin“ oder die Tupperware-Masche „… mein Freund ist auch ganz begeistert von dieser Butterdose!“) Für kontraproduktiv halte ich den Vorschlag, Fotos kostenlos zu machen, um an Referenzen zu kommen. Das geht nur, wenn ich das gegebene Sujet völlig frei interpretieren darf, um meinen Stil zu trainieren und umfassende Rechte an der Vermarktung der Bilder erhalte. Sehr pointierte und scharfzüngige Ratschläge erteilt Frau Dr. Mettner auf ihrem lesenswerten Blog Fotofeinkost. Sie hat übrigens ein Buch unter dem Titel „Erfolg als Fotograf“ veröffentlicht, das ich mir bereits bestellt habe – mal sehen, welche weiteren Gesichtspunkte sich darin finden.
7 Kommentare zu „Akquise für Fotografen 2011“
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