Der gestiefelte Kater: Ein PR-Märchen

Der gestiefelte Kater
Wann haben Sie das letzte mal Grimms Märchen (vor-)gelesen? Schauen Sie sich doch mal wieder den „gestiefelten Kater“ an! Sie sind überrascht, warum ich so etwas hier erwähne? Die Geschichte in knappen Worten: Ein Müllersohn erbt nicht mehr als einen Kater, der ihn zu allem Überfluss dazu überredet, ihm (dem Kater) neue Stiefel anpassen zu lassen. Der Müllersohn glaubt alles verloren, der Kater jedoch fängt dem König Rebhühner, dessen Lieblingsmahl. Zum Dank erhält er Gold. Nun ist der Müller reich, dem Kater ist das jedoch nicht genug: Er erzählt dem König, der Müllersohn sei ein Graf; er überzeugt die Leute auf den Feldern, dem König weiszumachen, die Ländereien gehörten dem Grafen. Der echte Graf, ein Zauberer, wird vom Kater mit schönen Worten dazu gebracht, sich in eine Maus zu verwandeln – schupps wird er gefressen. Nun ist aus dem armen Müllersohn ein reicher Graf geworden, der schließlich sogar die Tochter des Königs heiratet.

Schon gemerkt, worauf ich hinaus will? Gängige Interpretationen deuten den Kater mal als guten Hausgeist, mal als „besseres Ich“ des Sohnes, der hier sein „coming of age“ feiert und den „American dream“ wahr werden lässt: Vom armen Burschen zum reichen Graf. Ein durchweg positives Grundmotiv: „Was man will, das kann man auch“ (glaubhaftes Zitat des 5-jährigen Till Erdmengers). Wer mehr lesen will, bitteschön.

Mir fiel darüber hinaus auf, dass der gestiefelte Kater vor allem ein PR-Märchen ist. Da verkleidet sich der Kater mit Stiefel und Hut an und benimmt sich fortan wie ein Mensch; dem König werden Euphemismen aufgetischt, um das Image des armen Sohnes aufzupolieren; die einfachen Leute auf den Feldern werden sogar mit Drohungen dazu gebracht, die Mission des Katers zu unterstützen; der dumme Zauberer wird ausgetrickst und vernichtet – schliesslich wird der ärmliche, nichtsnutzige Kerl dank seines PR-Beraters ohne eigenes Zutun zum reichen Grafen. Wow! Wenn das mal keine Erfolgsgeschichte ist! Wie wichtig bei der PR das Image des Protagonisten ist, dürfte klar sein. Und wie wichtig dafür professionelle Businessfotos sind, erwähne ich jetzt nicht. Mehr über das Thema PR habe ich in meinem Beitrag Werbung und Public Relations geschrieben.

Kategorien Kultur, Privat, Unternehmen
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