Das verflixte Urheberrecht …

Kampagne der französischen „Union des Photographes Professionnels – Auteurs“

„Jeden Tag riskieren Fotografen ihr Leben, damit wir informiert bleiben und jeden Tag werden Fotografen behandelt, als ob sie nichts produzieren, ihre Arbeit keinen Wert hat. Jeden Tag werden ihre Fotografien von Tausenden von Menschen (Presse, Verlage, Werbeagenturen, Kommunikatoren) verwendet, als hätten sie sie auf dem Boden gefunden. Mit dieser Kampagne wollen wir die gewaltsame und respektlose wirtschaftliche Realität aufzeigen, mit der es Fotografen zu tun haben“, schreibt die französische Organisation „Union des Photographes Professionnels – Auteurs“ zu Ihrem viel-diskutierten Kampagnen-Motiv (siehe Photo Presse). Und hat mit diesem Wach-Rütteln vollkommen recht: Bei der überhitzten Debatte um das Urheberrecht wird viel über die Rechte von Verwertern und Konsumenten philosophiert, aber wenig über jene der Urheber. Dabei soll dieses Recht doch namentlich ihnen zugute kommen.

Der Blogger Johnny Haeusler rät zwar zu Besonnenheit und einem entspannten Umgang mit dem Thema, so ganz unberührt kann mich das Urheberrecht naturgemäß jedoch nicht lassen. Täglich habe ich mit Bildrechten zu tun – vor allem mit der Übertragung von Nutzungsrechten an meine Kunden. Als konträre Positionen habe ich mir einmal die Ideen der Piratenpartei und das Positionspapier der Fotografenvereinigung Freelens angesehen.

Beim besten Willen beleuchten die „Piraten“ das Urheberrecht singulär von der Seite des Konsumenten. Trotz großen Bemühens um die vermeintlichen Interessen der Urheber steht doch der „freie Zugang“ zu allen und die Möglichkeit der „freien Verwertung“ aller Kulturgütern im Fokus. Der Zugang wird jedoch bereits vielfältig kostenlos oder zu geringen Gebühren über Bibliotheken, Fernsehen und Internet ermöglicht. Einseitig wirkt die Position, weil die realen Kosten für beispielsweise Fernsehen oder Internet nicht ebenfalls als Hemmnis angeprangert, sondern offenbar als selbstverständlich hingenommen werden. Wenn die Piraten ihre Positionen einmal selbst in Ruhe lesen würden, verstünden sie, warum viele Menschen den Eindruck haben, sie wollten alles, aber umsonst. Jeder Mensch muss für seinen Konsum bezahlen, ob Brötchen, Kino oder Profifotos – Bürohengste genauso wie Freibeuter.

Neben der Frage nach einer fairen Vergütung beschäftigt sich Freelens vor allem mit der Frage, wie der Urheber die Kontrolle über die Verwendung seiner Werke wahren kann. Dies ist aus meiner Sicht ein sehr wichtiger Punkt: Selbstredend möchte ich vermeiden, dass meine Fotos ohne mein Wissen von Privatpersonen in Verbindung mit beispielsweise politischer Propaganda benutzt werden – und so möglicherweise meinen Ruf beschädigt wird.

Schwierig finde ich im Zusammenhang mit der Rechtevergabe auch die Frage, wann eine private und wann eine kommerzielle Nutzung vorliegt. Wird ein Foto ohne eingeräumte Rechte auf einem privaten Blog gezeigt, auf dem gleichzeitig Werbung eingeblendet wird – ist das dann eine kommerzielle Nutzung? Das Urheberrecht ist verflixt kompliziert, und ich befürworte eine Modernisierung und Vereinfachung. Aber die ist leider nicht mal eben so per „copy & paste“ zusammen zu schustern …

Kategorien Kultur, Photographie, Politik, RechtSchlagwörter , , ,
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