
Seit über 50 Jahren jagen Paparazzi die Protagonisten des „dolce Vita“, die Prominenten, Stars und Prinzessinnen. Ein hartes, teils menschenverachtendes Gewerbe, dass dem blutrünstigen Proletariat gibt, was es sehen will. Es sind oft aber auch ein Sittenbilder der jeweiligen Epoche, die dabei herauskommen. Und Anregung für die künstlerische Auseinandersetzung mit diesem Phänomen. Und damit Anlass genug, den Paparazzi eine eigene Ausstellung zu widmen. Genau das tut jetzt die Schirn Kunsthalle in Frankfurt und schreibt dazu:
Federico Fellini schuf 1960 in seinem berühmten Film „La Dolce Vita“ die Figur des „Paparazzo”, deren Namen man als Verbindung der Wörter „pappatace” (Sandmücke) und „ragazzo” (Junge) lesen kann. Seit nun beinahe einem halben Jahrhundert gehen Paparazzi täglich ihrem Handwerk nach: dem heimlichen Verfolgen und Belauern berühmter Persönlichkeiten, mit dem Ziel, Ungeahntes, vermeintlich Geheimes und Privates exklusiv zu veröffentlichen. Damit bedienen sie vorwiegend Boulevardmedien, die dadurch zu einem der umsatzstärksten Bereiche im Pressesektor aufgestiegen sind. In der umfassenden Ausstellung – organisiert vom Centre Pompidou-Metz in Kooperation mit der Schirn Kunsthalle Frankfurt – wird das Phänomen Paparazzi nun erstmals eingehend kunstsoziologisch beleuchtet. Die Ausstellung geht der Spur eines modernen Mythos nach, stellt die Techniken und die Ästhetik der Paparazzi-Fotografie dar und hinterfragt die komplexen Beziehungen, die sich mitunter zwischen Star und Fotograf entwickeln. Mit rund 600 Arbeiten und Dokumenten wird ein ganz neuer Blick auf dieses globale Phänomen ermöglicht. Zu sehen sind „Ikonen“ der Paparazzi-Fotografie, die sich fest in das Bildgedächtnis eingebrannt haben, darunter Jackie Kennedy-Onassis beim scheinbar ungezwungenen Spaziergang durch Manhattan, Lady Di auf der Flucht vor dem Blitzlichtgewitter oder die jüngeren und jüngsten „Ikonen“ der Paparazzi-Fotografie wie Paris Hilton und Britney Spears. Ebenso werden künstlerische Positionen, u. a. von Gerhard Richter, Cindy Sherman, Richard Avedon, Thomas Demand oder Andy Warhol, präsentiert.
Über die Promijäger habe ich auf diesem Blog bereits einige mal geschrieben, z.B. über Weegee: Der Prototyp der Paparazzi, Paparazzi sind Künstler!?! oder Paparazzi poveri!.