Mediokratie: „Gut genug“ ist nicht gut genug!

Geisterklamm Leutasch, Österreich © Till Erdmenger – Businessfotos
Geisterklamm Leutasch, Österreich © Till Erdmenger – Businessfotos

Während meines Urlaubs in der Schweiz und Österreich habe ich viele intensive Gespräche mit alten Freunden geführt, die sich auch um die Fotografie drehten. Immer wieder tauchte die Frage auf, inwieweit die vielen Amateur-Fotografen mit ihren immer besseren Digitalkameras in Konkurrenz zu mir stünden. Ich verweise an dieser Stelle nur zu gerne auf mein „Plädoyer für Professionalität“ – in diesem Beitrag habe ich vielfältige Argumente aufgeführt, worin sich Profis von Laien unterscheiden und warum das für Ihr Marketing so wichtig ist. Ich sehe Amateurknipser daher nicht als Konkurrenten an.

Der viel entscheidendere Punkt ist meiner Ansicht nach der, dass wir in einer Epoche leben, die nicht nur von Medien, sondern mehr noch von Mittelmäßigkeit geprägt ist. Daher auch der doppeldeutige Titel „Mediokratie“. Ich beziehe dies nicht auf die mittelmäßigen Qualitäten vieler Bildschaffender, sondern auf die Ansprüche von Bildverwendern. Unsere Medien und mehr noch unsere Wirtschaft hat uns im Laufe vieler Jahre beigebracht, das Geiz geil sei – und gleichzeitig unsere Erwartungshaltung an die dafür gebotene Leistung oder Qualität dramatisch heruntergeschraubt. Wir geben uns inzwischen bereitwillig mit Minderwertigem zufrieden. Dies geschieht auch bei der Auswahl geeigneter Fotos bzw. Fotografen für die Unternehmenskommunikation, das Marketing oder die Imagebildung („Branding“) – man gibt sich viel zu oft mit mediokren Ergebnissen zufrieden. Weil man es nicht anders gewöhnt ist. Dies ist das wahre Problem für jeden künstlerisch Tätigen, jeden Profifotografen: Nicht weil ein anderer billiger ist, sondern weil dessen Bilder „gut genug“ sind, fehlt es an der Wertschätzung unserer Arbeit. Warum das nicht gut genug ist, hat Joey Terrill in einem ausführlichen Artikel dargelegt, der zwar in erster Linie der Eigenmotivation und Selbstbeweihräucherung dient, dennoch aber sehr lesenswert ist. Halten Sie es lieber mit Oscar Wilde: „Ich habe einen ganz einfachen Geschmack: Ich bin stets mit dem Besten zufrieden.“

Kategorien Kultur, Photographie, UnternehmenSchlagwörter , , , ,
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