
Eine äußerst interessante Ausstellung beginnt heute im Martin-Gropius-Bau in Berlin. Sie zeigt Farbfotos aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, der vor 100 Jahren begann. Lange vor Agfacolor und Kodachrome wurde hier ein frühes Verfahren der Farbfotografie verwendet.
Im Zentrum der Ausstellung stehen die bislang fast vergessenen Farbfotografien und Filme, die der französische Bankier Albert Kahn in Auftrag gegeben hat und die vor dem Ersten Weltkrieg entstanden sind.
Begeistert vom farbfotografischen Verfahren der Gebrüder Lumière beauftragte er in einer Zeit, als die Nationen Europas bereits zum Großen Krieg rüsteten, Fotografinnen und Fotografen, um mit Farbbildern aus aller Welt die Archives de la planète aufzubauen. In diesem Bildarchiv haben sich über 70.000 Farbbildaufnahmen erhalten. Sie stellen einen immensen ethnografischen Schatz dar und sollten zugleich eine Friedensmission erfüllen: Die Fremde in die Nähe zu holen. Seine Aktivitäten sollten den langst brüchig gewordenen Frieden sichern helfen. Die Ausstellung bringt den Bilderschatz einer längst versunkenen Welt ans Licht.
Im vergangenen Jahrhundert ist viel geschehen, vieles hat sich verändert, einiges ist gleich geblieben: Die Neugier auf die Welt, der Gedanke der Völkerverständigung, die Farbfotografie wie auch das Hochrüsten und Führen von Kriegen. Geändert haben sich die technischen Verfahren – Digitalkameras und Computer statt Glasnegativen und Dunkelkammern, Drohnen und Cyberwar statt Doppeldecker und Schützengräben. Es stellt sich die Frage, ob die Menschheit neben der technologischen Entwicklung auch gesellschaftliche und ethische Fortschritte gemacht hat – vielleicht kann ein Blick in die Ausstellung Aufschluss gewähren …
DIE WELT UM 1914. FARBFOTOGRAFIE VOR DEM GROSSEN KRIEG
1. August bis 2. November 2014
Martin-Gropius-Bau, Berlin