Scheitern Fotografen wirklich an ihrem Enthusiasmus?

Vor wenigen Tagen schrieb Don Giannatti auf Petapixel einen interessanten Artikel, der erklärt, warum Fotografen scheitern. Ich finde die Vermutungen, die Don notiert hat, vordergründig einleuchtend – sehe zum Teil aber deutlichen Klärungsbedarf. Deshalb will ich die Thesen gerne selbst ausleuchten und hier zur Diskussion stellen – und versuche, das Thema dabei aus der Perspektive meiner Kunden zu betrachten:

Seniore Giannatti stellt im Grunde den Widerspruch zwischen den nüchternen Anforderungen eines Bildnutzers („Das Foto muss funktionieren“) und der enthusiastischen, kritiklosen Foto-Verliebtheit vieler Fotografen gegenüber. Im Einzelnen:

  1. Fotografen stöhnten darüber, das heutzutage jeder fotografieren könne
  2. Fotografen erfreuten sich mehr an Ihrem Equipment als an guten Fotos
  3. Fotografen fürchteten und verachteten jeden Kollegen, der seinen Erfolg nicht genauso beschwerlich verdient hat wie sie selbst
  4. Damit verbunden, spotteten Fotografen über Neulinge auf ihrem Gebiet
  5. Fotografen beschäftigten sich zu sehr mit der Selbstdarstellung und zu wenig mit den Anforderungen ihrer Kunden

Mit einigen Punkten mag er Recht haben – Sie als Kunde haben natürlich die volle Aufmerksamkeit ihres Fotografen verdient! Fotos, die Sie in Auftrag geben, müssen Ihren (kaufmännischen) Erwartungen entsprechen und Ihr Unternehmen von seiner besten Seite zeigen, sie sollen echt und ungestellt, emotional und wirkungsvoll sein. Sie erwarten, dass ein Dienstleister/Künstler sich für Sie interessiert, anstatt von seiner Kamera zu schwärmen oder Kollegen schlecht zu reden. Ich bin aber – im Gegensatz zu Don Giannatti – davon überzeugt, dass es genau dafür, für diese packenden und funktionierenden Fotos einen professionellen Fotografen braucht, der seine Arbeit liebt! Wie könnte er ohne Liebe Emotionen in seine Bilder verpacken? Wie sollte er ohne Erfahrungen und Kenntnis seiner Gerätschaften verlässlich reproduzierbare, beabsichtigte Bildergebnisse erzielen statt zufälliger oder computergefilterter Bildchen? Wie sollte sich ein Fotograf als Künstler positionieren können, wenn er sich nicht mit sich selbst auseinandersetzen dürfte?

Spott und Verachtung scheiden allein aus Gründen der Höflichkeit aus; dass jedoch ein Fotograf die Vorteile seiner Leistung hervorhebt und anpreist, um Sie als Auftraggeber zu überzeugen, das sollte selbstverständlich sein. Nicht jede Dienstleistung muss hingebungsvoll geklempnert werden, aber wenn es um die Darstellung Ihres Unternehmens, um Ihr Image geht, bin ich sicher, dass lieblose Knipsbilder nicht funktionieren können. Ich bin gespannt darauf, wie Sie das sehen – lassen Sie es mich wissen!

Kategorien Kultur, Photographie, Privat, UnternehmenSchlagwörter , , , , , , , , , , ,
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