Ein Beitrag des wunderbar talentierten Fotografen Manfred Baumann inspirierte mich zu diesen Gedanken über die verschiedenen Facetten der Fotografie. In seinem Text „Talent ist wichtiger als Technik“ spricht der Wiener gleich mehrere Aspekte an, die es lohnt, etwas breiter auszurollen. Dass er seinen Artikel mit Bildern aus Irland illustriert, die ich ganz ähnlich gesehen habe, ist das i-Tüpfelchen.

Zurück zum Ausgangspunkt: Von jeher habe ich den Eindruck, dass sich die Fotografie sowohl im Amateur- als auch im Profibereich in die Kategorien Talent und Knipser aufteilen lässt. Das ist nicht böse gemeint und vollkommen legitim – im Bereich der Profifotografie allerdings hinderlich, wenn das Talent fehlt. Ich bleibe bei diesem Thema: Von einem professionellen Fotografen dürfen Sie erwarten, dass er das technische Know-how und das notwendige Equipment mitbringt, um Ihren Auftrag zu erfüllen. Er muss aber eben auch einen „künstlerischen Blick“ haben, erkennen können, was an einem Motiv, einer Komposition noch nicht stimmig ist und verbessert werden muss. Wie er Ihr Unternehmen „im besten Licht“ darstellen kann. Mit den Worten von Manfred Baumann: Das Foto muss den Betrachter ansprechen, es muss eine Geschichte erzählen, Neugierde wecken.

Genau das ist im Bereich der Amateurfotografie nicht unbedingt notwendig, denn vielfach dient hier ein Foto lediglich dokumentarischen Zwecken, es bildet einfach etwas ab. Dennoch sieht man oft höchst talentierte Amateurfotografen und ihre Werke. Ich behaupte: Talent kann man nicht lernen 😉

Viele Hobby-Fotografen investieren in modernste Technik – auch das sehe ich vollkommen neidlos. Wir sind technisch betrachtet heute an einem Punkt, wo man keine schlechten Fotos mehr machen kann. Was mich allerdings ärgert, ist die derzeit vorherrschende Ästhetik sowohl in der digitalen als auch in der analogen Fotografie. Digital werden Bilder mithilfe künstlicher Intelligenz bis zur Unkenntlichkeit verschönert – sie sehen mitunter eher wie Gemälde aus, nicht wie Fotos. Hier fehlt mir eindeutig die Authentizität. Die massive Flut solcher Knipsbilder prägt allerdings das ästhetische Empfinden und die Erwartungshaltung mancher Kunden. Daher meine Bitte um Verständnis: Profifotos sollen ja grade nicht genauso aussehen, wie Amateurfotos! In der unglaublich angesagten Analogfotografie hingegen suchen junge Fotografen grade das unvollkommene, rohe Bild – und verkennen vielleicht, dass nicht allein technische Mängel schon Talent ersetzen.

Ich halte mich für bescheiden und habe meine Fotografie immer eher als handwerkliche Dienstleistung gesehen. Das ist aber unzutreffend. Professionelle Fotografie ist Kunst, sie erfordert Talent. Es ist etwas anderes, als Tapete an die Wand zu kleben. Diese Fähigkeit müssen wir als Profis mitbringen und unseren Kunden gegenüber kommunizieren und beweisen.

Und da bin ich abschließend wieder bei Herrn Baumann: Wir Profis zeigen Orte und Begebenheiten anders, als man sie bereits dutzendfach gesehen hat! Wir wissen, wie man Perspektive, Licht und Nachbearbeitung gewinnbringend für das Foto (und Ihr Unternehmen) einsetzen kann. Wir erzählen kleine Geschichten mit unseren Bildern!