Ein paar absolut ungewöhnliche und abenteuerliche Tage in Lappland liegen hinter mir. So viel Schnee und solche Temperaturen habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Ich hatte mich auf diese Reise so intensiv wie selten zuvor vorbereitet, denn natürlich wollte ich unbedingt ein paar tolle Fotos der Nordlichter mit nach Hause bringen. Soviel vorab: Es hat nicht geklappt … wir haben ganz einfach keine Aurora Borealis erlebt.
Als die Reisepläne im späten Herbst Form annahmen, war mein erster Gedanke: Wie kann ich die Polarlichter auf analogen Film bannen? Oder wäre es einfacher, mit einer digitalen Kamera zu arbeiten. Ich machte also mehrmals Experimente und fotografierte außerhalb von Bergisch Gladbach den Nachthimmel. Dabei machte ich einige aufschlussreiche Beobachtungen: Mein Ilford HP5 liess sich leider nicht zufriedenstellend auf ISO 1600 pushen (ich hatte dazu eine Standentwicklung in Caffenol CL ausprobiert). Das Objektiv meiner kleinen digitalen Reisekamera lässt sich über Unendlich hinausdrehen, dann wird es unscharf – es lässt sich also im Dunkeln manuell gar nicht fokussieren. Das adaptierte Fisheye macht zwar interessante Fotos, der Effekt wird aber beim nächsten Bild schon langweilig.
Die qualitativ besten Ergebnisse erzielte ich mit meiner digitalen EOS und dem EF 17-40mm Objektiv. Das digitale Stacking von mehreren Fotos ist ein „Schmerz im Rücken“ wie die Amerikaner sagen würden: Es ist fast unmöglich, das Bildfeld in Photoshop so zu verzerren, dass alle Sterne tatsächlich übereinander liegen und sich bei der Verrechnung nicht gegenseitig ausradieren. Akzeptiert man das (geringe) Bildrauschen bei ISO 1600, lassen sich vom neu besorgten Reisestativ (Manfrotto Carbon) Fotos bei Blende 4 und 8 bis 15 Sekunden anfertigen, auf denen es noch keine Startrails (Sterne werden durch die Erdrotation zu Linien verzerrt) gibt. Die ganze Theorie nützt nur leider nichts, wenn man in Lappland entweder in einem lichtdurchfluteten Skiresort steht oder bedeckten Himmel vorfindet.
Ich ärgere mich aber trotzdem nicht, denn das Erlebnis, mit vielen Schichten wärmender Wäsche bei -17° durch die dämmerblaue Winterlandschaft zu laufen, ist auch ohne Aurora beeindruckend! Der Sonnenaufgang war gegen 12 Uhr mittags, kurz vor 1 ging sie schon wieder unter – allerdings zieht sich die Dämmerung recht lange hin, sodass es ab 10 Uhr und bis etwa 14:30 annehmbar hell ist. Auch über mittag kommt die Sonne kaum über den Horizont hinaus und genau das führt an klaren Tagen zu einem wunderschönen, magischen Licht. Hell, frostig-blau und mit einem zarten rosa Anstrich versehen. An bewölkten Tagen hingegen ist das Licht derartig flach, dass man kaum irgendwelche Konturen erkennen kann. Dann verschwimmen Landschaft und Himmel in farblosen Weißtönen.









