Die Büchse der Pandora ist geöffnet, die künstlich generierten Bildwelten werden nicht mehr verschwinden. Und natürlich muss man sich erst einmal daran probieren. Ein neuer Spielplatz hat aufgemacht, nun tummeln sich viele kleine Leutchen da, und dabei geht natürlich mal eine Schaufel zu Bruch oder es fliegt Sand ins Auge. Also locker bleiben. Aber eine Bitte habe ich: Zieht mal blank, macht Euch mal ehrlich! So doof sind die anderen auch nicht.
Samsung hat das offenbar gedacht – und scheinbar dauerte es eine Weile, bis es jemandem auffiel: So gut wie beworben sind die Handy-Kameras nämlich gar nicht. Damit man es aber glaubt, hat der Smartphone-Hersteller offenbar dafür gesorgt, dass die mit seinen Handys geschossenen Mond-Fotos dank künstlicher Intelligenz durch bekannte Texturen ersetzt wurden. Statt völlig unscharfer, überbelichteter Bildchen des Trabanten erhalten Samsung-Nutzer ganz wunderbare Aufnahmen voller Details. Nur sind sie nicht echt, sondern vom Chip im Telefon erzeugt. Da der Mond uns stets dasselbe Gesicht zeigt, ist es nicht weiter schwer, ein professionelles Foto als Vorlage bereitzuhalten und durch KI einkopieren zu lassen. Das Problem ist nur, dass man das vonseiten des Herstellers nicht ehrlich kommuniziert. Zu diesem Thema kann man derzeit viel lesen, z.B. bei der Süddeutschen Zeitung.
Dabei will ich die synthetischen Fotos gar nicht verteufeln. Wir alle profitieren von KI bei der Bearbeitung von Fotos, z.B. wenn Fussel oder störende Elemente retouchiert werden müssen. Ich kann mir auch vorstellen, dass man mittels KI ganz hervorragend Bildelemente oder Hintergründe erzeugen kann, die man für ein bestimmtes Bild braucht, deren fotografische Produktion aber zu teuer oder zu zeitaufwändig wäre. Man sollte nur einfach nicht lügen und behaupten, es handele sich um „echte“ Fotos. Manipulation, Composites und Bildmontagen gibt es schon, seit es die Fotografie gibt. Aber sobald man herumschraubt, sollte man nicht auch noch andere für dumm verkaufen. Sonst leidet am Ende die eigene Glaubwürdigkeit.
Die us-amerikanische Copyrightbehörde hat übrigens eine kluge Entscheidung zu KI-generierten Bildern getroffen: Sie können nicht per se urheberrechtlich geschützt werden. In den USA muss tatsächlich das „Copyright“ erst beantragt werden. Solange ein synthetisches Foto nicht durch deutliche Nacharbeit, Montage und Retouche in ein eigenständiges Kunstwerk überführt wurde, geniesst es aber keinen Schutz. Das zeigt, dass hier eine Differenzierung stattfindet, die der Authentizität von Fotografie hilft, indem eine klare, juristische Abgrenzung zu synthetisch erzeugten „Fotos“ etabliert wird.
Das hier gezeigte Mond-Foto stammt übrigens von mir. Und ich benutze kein Samsung-Handy. Es entstand mit der Canon M6, einem 2-fach Konverter und einem Canon FD 8/500mm Spiegeltele. Ich habe es in Lightroom leicht koloriert. Da bin ich ganz ehrlich …