Till Erdmenger – Businessfotos | Blog

Funktioniert 30 Jahre altes Ilford Perceptol noch?

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Manchmal ertappe ich mich ja bei dem Gedanken, ob ich eigentlich immer nur irgendetwas ausprobiere und teste, anstatt einfach mal „richtig“ zu fotografieren. Für mich gehört aber das spielerische Element zum Spaß, den mir die Fotografie bietet. Grade die analoge Fotografie. Keine Sorge: Ich habe genug Erfahrung, um für meine Kunden absolut zuverlässig und präzise zu arbeiten, ohne durch „Herumprobieren“ einen Auftrag in den Sand zu setzen 😉 Bei meinen persönlichen Projekten probiere ich hingegen gerne mal was aus, wie hier schon häufiger zu lesen und zu sehen war.

Seit langer Zeit liegen bei meinen Labor-Utensilien 3 uralte Packungen Filmentwickler in Pulverform. 2 Packungen Ilford Perceptol und einmal Tetenal Emofin – die Preise noch in D-Mark ausgezeichnet. Obwohl auf den Packungen kein Ablaufdatum zu erkennen ist, besteht natürlich die berechtigte Frage, ob solch ein Entwickler nach ca. 30 Jahren noch funktioniert. Ich hatte die Entwickler in den frühen 90er Jahren erhalten, als das Foto-Geschäft bei uns „um die Ecke“, Foto Heine auf der Podbielskistraße, zumachte. Beim alten „Schorse“, wie ihn mein Vater immer nannte, hatten wir immer die Urlaubsfilme gekauft – mein Vater auch ein paar nostalgische Klappkameras. Da ich damals einen anderen Standardentwickler nutzte und kurz darauf meine Ausbildung als Fotograf anfing (inkl. Zugriff auf eine Jobo Entwicklungsmaschine), blieben die Entwickler bis heute liegen.

Ein weiterer Grund für das heutige Projekt ist meine Hasselblad 503cx, die im Frühjahr repariert werden musste und seitdem auf einen Testfilm wartete. Ich schnappte mir also die Kamera mit dem 3,5/100mm Planar, einem Gelbfilter und dem Ilford HP5. Als Motiv hatte ich mir das Papiermuseum Alte Dombach ausgesucht – dort stehen ehemalige Maschinen aus der Papierproduktion unter freiem Himmel. Für das Gelbfilter passte ich die Belichtung um +⅔ Blenden an, der Film wurde also reichlich belichtet – da es aber heißt, dass Perceptol eher nicht die Nennempfindlichkeit erreicht und der Entwickler uralt war, wollte ich lieber auf Nummer Sicher gehen.

Perceptol wird, wie alle Pulverentwickler, in warmem Wasser angerührt. Also musste der fertige Entwickler anschließend erstmal auf Zimmertemperatur runtergekühlt werden – was ich mittels Gefrierfach etwas beschleunigte. Als meine Geduld aufgebraucht war, hatte der Entwickler noch immer keine Zimmertemperatur erreicht, weshalb ich die Entwicklungszeit etwas reduzierte. Die Eingangsfrage lautete: Funktioniert Perceptol auch noch nach 30 Jahren? Die klare Antwort: Ja. Die Negative sehen auf den ersten Blick gut, eher etwas reichlich belichtet aus, die Entwicklung scheint mir – beurteilt anhand der Randbeschriftung – auf den Punkt. Keine Anzeichen von Altersschwäche 😉 Meine Neugier ist befriedigt und ganz nebenbei habe ich ein paar schöne Motive gesammelt.

Perceptol ist konzipiert als Feinstkornentwickler und dieses Versprechen scheint er einzulösen. Die Negative sehen unter der Lupe wirklich sehr fein aus, von „kornlos“ würde ich nicht sprechen. Wie immer, leidet in solchen Entwicklern die Schärfe. Ein Vergleich am Monitor brachte für mich keine Unterschiede zu einem 120er HP5, den ich in Caffenol Delta entwickelt habe. Ich sollte ergänzen: Jeder klassische Schwarzweiß-Film bis ISO 400 sieht im Mittelformat üblicherweise feinkörnig aus – unabhängig vom Entwickler. Für mich wird sich also als „Folgeauftrag“ die Frage ergeben, wie ein üblicher Kleinbildfilm mit diesem Entwickler zurechtkommt und ob es bei dem kleineren Negativformat im Vergleich zu meinem Standard-Entwickler Caffenol Delta einen sichtbaren Unterschied gibt. Genug Perceptol ist noch da …