Über meine Leidenschaft für analoge Fotografie schreibe ich hier ja recht oft – heute möchte ich ein paar Worte dazu verlieren, wie ich meine Negative digitalisiere.
Seit vielen Jahren leistet mir ein Epson V700 ganz ordentliche Dienste. Dieser Flachbettscanner mit integrierter Durchlichteinheit kann sowohl Kleinbild- als auch Mittelformat und Großformat-Bilder einscannen. Die Qualität ist bei Kleinbildnegativen und -dias grenzwertig, da ich häufiger solche Fotos auch an meine Agentur Plainpicture liefere. Deshalb habe ich im letzten Jahr lange überlegt und gesucht, wie ich eine bessere Lösung etablieren kann. Leider sind derzeit keine Scanner auf dem Markt, die Kleinbild und Mittelformat scannen können. Die legendären Nikon CoolScan 8000 und 9000 werden – für mein Empfinden – viel zu teuer angeboten, zumal diese locker 15 bis 20 Jahre alt sind. Imagon/Hasselblad-Scanner sind ebenfalls preislich außerhalb dessen, was ich investieren wollte. Ich habe deshalb Anfang dieses Jahres einen Reflecta RPS 10M gekauft, der ausschließlich Kleinbildfilme scannen kann. Für Scans vom Mittelformat verwende ich weiterhin den Epson. Für die Variante, meine Filme mit einer Digitalkamera abzufotografieren, konnte ich mich bisher nicht erwärmen.
Die Software meiner Wahl ist Vuescan, eine App, die ich mittlerweile seit einigen Jahren einsetze. Ich scanne grundsätzlich mit 16 Bit Graustufen, wenn es sich um Schwarzweißfilme handelt – und speichere die Daten als RAW-File. Dies ermöglicht zum einen die maximale Qualität, zum anderen das bequeme Importieren und Nachbearbeiten in Lightroom. Zum Konvertieren nutze ich Negative Lab Pro.
Mir war allerdings aufgefallen, dass die Histogramme der Scans nicht optimal aussahen. Ohne zu sehr in technische Details zu gehen: Der Reflecta kann einen ordentlichen Dichteumfang darstellen und 16-Bit-Dateien können eine große Menge an Graustufen speichern – mehr, als die meisten Negative bieten. Es ist also kein Wunder, dass das Histogramm nicht die komplette Bandbreite füllt. Der Scan sollte aber dennoch alle digitalisierten Graustufen innerhalb des darstellbaren Bereichs speichern, also ein Clipping von sehr hellen oder dunklen Tönen vermeiden. Da ich RAW-Daten speichere, haben die in Vuescan unter dem Reiter „Farbe“ vorgenommenen Einstellungen keinen Einfluss auf die Datei – dies sind Manipulationen der bereits gescannten Daten innerhalb von Vuescan.

Es gibt in Vuescan aber dennoch eine bedeutende Einstellung, die Einfluss darauf hat, wie hell oder dunkel der Scanner die Vorlagen beleuchtet und digitalisiert – und diese Erkenntnis ist der Grund für meinen Beitrag. Im Bereich „Quelle“ werden nicht nur die Basics angegeben, dort findet man auch Einstellmöglichkeiten für die „Analogverstärkung“. Da meine RAW-Files aus Vuescan immer zu hell waren, habe ich hier die Werte auf 0,5 reduziert. Unten zeige ich die beiden unterschiedlichen Ergebnisse und die dazugehörigen Histogramme.
Ein recht umfangreiches Tutorial habe ich auf meinem Weg zu dieser Erkenntnis bei J Riley Stewart gefunden, der allerdings keine RAW-Files speichert und deshalb die Einstellmöglichkeiten im Bereich „Farbe“ ebenfalls nutzt. Ryan Raz nutzt die Analogverstärkung in Vuescan auf eine kreative Art, um single-pass HDRs zu erzeugen – auch interessant!



