Immer wieder sehe ich, wie Fotografen-Kollegen ihr Marketing offenbar mehr an andere Fotografen adressieren als an ihre Kunden. Das irritiert mich. Ich finde es unnötig, vor Kollegen mit Equipment, Nischenkenntnissen oder tollen Aufträgen anzugeben. Vielmehr verfolge ich auf meinem Blog seit inzwischen sehr vielen Jahren das Ziel, Kunden und jene, die das werden sollen, mit interessanten Informationen und nützlichen Tipps zu versorgen. Das können Sie hier in mittlerweile über 1000 Beiträgen nachvollziehen.
Weil aber jene, die mich als professionellen Fotografen gefunden oder engagiert haben, sehr wahrscheinlich eine gewisse Affinität zur Fotografie haben (sich also zumindest der Bedeutung eines professionellen Fotos für ihr Vorhaben bewußt sind), möchte ich heute tatsächlich mal aus dem Nähkästchen plaudern und ohne versteckte Absichten ein paar Apps nennen, die ich nutze oder interessant finde.
Auslöser für diesen Beitrag war vor ein paar Tagen mein Versuch, meine Kameraausrüstung bei Lenstag zu aktualisieren und neue Geräte zu ergänzen. Lenstag habe ich vor einigen Jahren entdeckt, da war es ganz neu und innovativ. Die Idee ist: Wenn möglichst viele Fotografen ihr Equipment mit Seriennummern „registrieren“, fällt es leichter, gegebenenfalls gestohlene Stücke wiederzufinden. Der Bestohlene gibt die Seriennummern als gestohlen bekannt, ein aufmerksamer Käufer gebrauchter Kameras oder Objektive kann sich vorab informieren, ob die Seriennummer des favorisierten Stücks als gestohlen markiert wurde. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, daß das wirklich funktioniert. Ich habe die App vielmehr dazu genutzt, um für mich selbst (und ggf. die Versicherung) eine Liste der verwendeten Ausrüstungsgegenstände zu führen. Leider möchte Lenstag mittlerweile gut 20,-/Jahr für ihr Serviceversprechen – dafür bin ich irgendwie zu geizig. Also habe ich mir jetzt MyGearVault geladen, eine App mit demselben Geschäftsmodell (außerdem wollen sie auch noch Kameraversicherungen verkaufen), die derzeit aber kostenlos nutzbar ist. Mal sehen, wie lange. Ich finde es praktisch, dass ich dort eigene Fotos des Gegenstands und der Seriennummer speichern kann, außerdem kann ich das Equipment in Kategorien und Sets einsortieren.
Unverzichtbar finde ich mittlerweile eine Belichtung-App. Für private Projekte oder auf Reisen nehme ich nicht jedesmal meinen Handbelichtungsmesser mit, da ist so eine App schon ganz praktisch. Auch wenn fast alle meine Kameras eingebaute Belichtungsmesser haben, ist manchmal ein zusätzlicher Check ganz beruhigend. Ich nutze gerne LightMe, das z.B. auch Verlängerungsfaktoren durch Filter oder den Schwarzschildeffekt automatisch einrechnet sowie eine Spotmessung oder sogar eine Zonenmessung zulässt. Außerdem kann ich dort Vorgaben speichern, z.B. verwendete Kameras (Zeiten in halben oder Drittel-Stufen) oder favorisierte Filme.
Für die Filmentwicklung führt eigentlich kein Weg an Massive Dev Chart vorbei, eine unglaublich große Sammlung von Entwicklungszeiten für fast jede Kombination aus Filmmaterial und Entwicklerchemie. Ich habe die App auf meinem iPhone, alle Kombinationen lassen sich aber auch kostenlos auf deren Webseite abrufen. Für den eigentlichen Entwicklungsvorgang nutze ich aber lieber die kleine App Develop!, bei der ich die einzelnen Entwicklungsschritte individueller justieren kann.
Schließlich möchte ich Newgrain erwähnen, eine relativ neue Plattform, die das „Instagram für Analogfotografie“ sein möchte. Ich habe mich dort kürzlich angemeldet und bereits einige Fotos in meinen Stream geladen. Kostenlos und werbefrei ist das momentan möglich – wie sich das auf Dauer tragen soll, weiß ich nicht. Es ist aber eine schöne Inspirationsquelle und ein unaufgeregter Zeitvertreib, wenn man analoge Fotos mag (und an den teilweise recht amateurhaften Bildern vorbeisieht). Werbefrei ist es übrigens auch!
Damit dieser Beitrag nicht vollkommen abbildungsfrei bleibt, hänge ich noch ein Foto an, für das ich doch wenigstens einen Bezug herstellen kann: Fotografiert habe ich mit der Hasselblad 503cx und dem Sonnar T 4/150mm. Diese beiden Stücke habe ich in MyGearVault inklusive der Seriennummern gespeichert. Die Belichtung habe ich mit Lightme gemessen und die Entwicklung in Caffenol Delta wurde mithilfe von Develop! gestoppt.


