Ich bin ein großer Verfechter authentischer Fotografie – abgesehen von Portraitfotos (die ich immer anleite und posiere), versuche ich den Reiz des Vorhandenen abzubilden. Dennoch sehe ich mich nicht als Dokumentarist, denn ich suche immer nach Abstraktion, Reduktion, Formen, Flächen, Strukturen und dem ungewohnten Blickwinkel. Deshalb ist für mich die Schwarzweiß-Fotografie die Essenz dessen, was ich darstellen, wie ich mich ausdrücken möchte.
Nach vielen Jahren habe ich nun erstmals wieder einen Farbfilm belichtet. Und festgestellt, daß ich mir wohl einen Schwarz-Weiß-Blick angeeignet habe – es fiel mir gar nicht leicht, Motive in Farbe zu „sehen“. Da war auf einmal eine weitere Dimension zu beachten. Es gab mehrere Gründe, dieses Experiment durchzuführen. Zum einen habe ich aufgrund meiner Farb-Abstinenz noch keinen Portra in der Kamera gehabt. Zum anderen war die Kamera neu und ich wußte noch nicht, ob sie wie gewünscht funktioniert. Und schließlich biete ich meinen Kunden seit einiger Zeit an, professionelle Businessfotos alternativ oder zusätzlich auch analog zu fotografieren. Einige Portraitshootings habe ich bereits parallel auf Schwarz-Weiß-Film fotografiert, bisher allerdings noch kein Shooting in Farbe realisiert. Damit ich für zukünftige Anfragen verlässliche Erfahrungen zu Laufzeiten, Kosten und Qualität habe, habe ich das also mal probiert.
Während ich Schwarz-Weiß-Filme selbst entwickle, macht es für mich keinen Sinn, mich mit der Entwicklung von Farbfilmen auseinanderzusetzen. Der C41-Prozeß erfordert eine sehr präzise Steuerung der Temperatur, die Chemie hält nicht lange und der Durchsatz an Farbfilmen ist bei mir einfach zu gering, um mit viel Aufwand geeignete Geräte anzuschaffen. Glücklicherweise gibt es doch noch eine ganze Reihe von Laboren in Deutschland, die C41 und auch E6 (Dia-Entwicklung) anbieten – zumeist auch in Kombination mit Scans. Das von mir ausgewählte Labor hat mir nach dem Einschicken des Films zunächst eine Rechnung per Mail zugesendet, die ich umgehend bezahlt habe. Danach dauerte es eine knappe Woche, bis ich den Download-Link zu meinen Scans erhielt. Einen Tag später hatte ich die Negative in der Post. Soweit, so gut – wenn ich nicht leider hätte feststellen müssen, dass die Negative unsachgemäß zerschnitten und dabei eins der Negative beschädigt wurde. Sehr ärgerlich. Ich bin gespannt, wie das Labor auf meine Reklamation reagiert.
Die Scans, die aus einem Noritsu-Gerät stammen, sehen erstmal phänomenal aus. Details und Schärfe sind super. Das liegt zu einem guten Teil auch an dem hervorragenden Objektiv der Fuji GS645 Pro. Der Portra liefert – wie man es kennt – zarte, luftige Bilder, die dennoch eine anständige Sättigung aufweisen. Der Film sieht für mich ein bißchen nach Kodachrome aus: Die Farbstimmung geht in die kühle, grün-türkis Richtung. Ein bißchen Wärme habe ich daher in Lightroom noch reingeschraubt. Die Fotos sind rund um Radstadt, Ramsau und Schladming in den Tauern entstanden.







