Till Erdmenger – Businessfotos | Blog

Der Name des wohl ältesten fotochemischen Unternehmens, das noch heute bekannt ist, wurde in den vergangenen Jahren mehrfach gephotoshopped. So wurde aus dem 1847 gegründeten Tetenal nach der Pleite 2018 das Unternehmen Tetenal 1847 GmbH, jüngst verwandelte sich Tetenal in HYTAChem Werke Hamburg GmbH. Mit einem solchen Namen ist natürlich nichts zu holen, weshalb aber die erneute Insolvenzanmeldung nun in einer Zeit anhaltender Analog-Nostalgie doch überrascht. Dabei fällt mir ein, dass ich noch eine Packung Neofin Blau aus den frühen 1990er Jahren im Keller habe …

Der vollkommen unchemische, jedoch photoshopsiffende Aufreger der letzten Tage war ein Fake-Foto eines kleinen Familienunternehmens, dass es auch mindestens seit 1847 gibt – das anders als Tetenal jedoch höchstens moralische Insolvenz anmeldet. Da kann man sich dann königlich amüsieren. The Queen would not be amused though. Meine Güte, wer kann sich denn über sowas ernsthaft aufregen: Auch als Thronfolger muss man doch nicht zum Adel der Bildbearbeitung gehören! Ein bißchen Ambivalenz sei erlaubt. Dennoch fühlen sich britische Royalisten natürlich verpflichtet, ein privates Familienfoto zu zerpflücken, unterstützt von üblicherweise seriöser Fotopresse. Man hätte auch einfach einen Profi engagieren können …

Der unnachahmliche Ari Jaaksi hat vor kurzem eine augenöffnende Feststellung verfilmt: Der konzerndiktierte Siegeszug von KI ist in Wahrheit eine Befreiung für die Kunst der Fotografie! Auch wenn mein heimliches Fotojournalisten-Gen dabei ein paar Tränchen verdrückt, muss ich dem zustimmen. Überlassen wir der künstlichen Blödheit die Produktion stupider Fototapeten und generischer Illustrationen und widmen wir uns lieber kreativen und künstlerischen Ausdrucksformen! Wer weiß, vielleicht hätte Prinz Willi ein geschickteres Händchen mit analoger Bildmanipulation, wenn Tetenal noch seine Chemikalien produzieren würde?