Alljährlich führt die Seite Berufsfotografen.com eine große Umfrage unter Fotografen durch – zu Arbeitsaufwand, Akquisetaktik, Umsatzerfolg und ähnlichem. Ich lese das Ergebnis immer ganz gerne und habe auf meinem Blog schon mehrmals darüber geschrieben. Man kann festhalten: Reich werden kann man mit der Fotografie nicht. Sehr viele meiner Kolleginnen und Kollegen wünschen sich mehr Feedback zu ihren Fotos. Die meisten Fotografen sind eine „one-man-show“ und buchen nur selten Assistenten, Visagisten oder Location-Scouts dazu. Kolleginnen fotografieren am liebsten Portraits, Fotografen lieber Events. Und noch immer bieten die meisten Fotografinnen/Fotografen am häufigsten Pauschalpreise inklusive aller Nutzungsrechte an und gestalten ihr Honorar aus dem Bauch heraus bzw. nach der antizipierten Kaufkraft des Kunden. Warum ich diese beiden Punkte sehr kritisch sehe und es anders mache, habe ich auf diesem Blog zur Genüge breitgetreten – wen es interessiert, der findet hier jede Menge Informationen zu meinen transparenten Honoraren und warum oft maßgeschneiderte Nutzungsrechte viel sinnvoller sind als irgendwelche Pauschalpreise.
Neu in der Umfrage ist die Thematik, wie Fotografen zu KI stehen und inwieweit ihrer Meinung nach KI die Fotografie ändern wird. Mehr als 60% denken, dass KI die Fotografie radikal verändern könnte. Ob diese Entwicklung positiv zu sehen ist, darüber ist sich die Mehrheit noch nicht klar. Dass mit KI erzeugte Bilder den beruflichen Alltag von Fotografen verändern werden, steht aber für ¾ der Befragten fest. Noch mehr antworteten, dass KI-generierte Bilder gekennzeichnet werden sollten.
Trotz der überwiegenden Skepsis gegenüber KI-Bildern erwarten jeweils Mehrheiten, dass KI die eigenen Bilder besser machen, die Kreativität steigern und den beruflichen Alltag vereinfachen wird. Sehr große Teile der Befragten sehen KI als sinnvoll und hilfreich im Bereich der Bildbearbeitung und Bildverwaltung an. Jeweils mehr als die Hälfte aller befragten Fotografinnen und Fotografen erwarten allerdings keine höheren Umsätze durch die Verwendung von KI und auch nicht die Möglichkeit, die eigenen Preise senken zu können.
Diese Antworten zeigen, dass Fotografen KI im Grunde als Software, als Teil ihres Workflows ansehen und nicht als „Konkurrenz“ in der Produktion von Bildern. Nach meiner Einschätzung arbeitet aber die Umfrage hier auch noch nicht genug heraus, wie Fotografen die Auswirkungen von KI auf ihre Auftragslage sehen. Ganz klar sehe ich hier eine Entwicklung: Vor etwa 20 Jahren bedeutete die Digitalfotografie, dass Bilder sehr viel schneller und mit viel weniger Werkzeug und technischem Wissen produziert werden konnten. Das führte zu weniger Aufträgen und geringeren Umsätzen bei Berufsfotografen, weil nun Menschen vor Ort, Mitarbeiter oder Bekannte mit ihren Knipskisten und Smartphones Bilder erstellten. Nun wird es nicht mal mehr notwendig sein, jemanden darum zu bitten, mal eben ein Foto zu machen. Man muss nicht mal mehr seinen Arbeitsplatz verlassen, um eben in einem Bildgenerator das passende Bildchen zu erzeugen. Dies wird selbstverständlich Einfluss auf die Vergabe von bezahlten Aufträgen an Fotografen haben.
Zusammenfassend erscheint mir der allgemeine Blick der Kollegen auf KI überwiegend nachvollziehbar: Eine noch zurückhaltende Beurteilung der Technik, die Ablehnung von komplett KI-generierten Bildern aufgrund der fehlenden Authentizität und möglicher Beeinflussung durch „erfundene Tatsachen“ und die als Erleichterung empfundenen Aspekte der Technik, sofern sie für die Bearbeitung und Verwaltung eingesetzt werden kann. Mal sehen, wohin uns das führt. Derweil freue ich mich auf die nächsten Rollen Film, die ich in eine analoge Kamera laden und später entwickeln kann. Das schafft keine KI, das ist Kunsthandwerk.
PS zum Titelbild: Wenn ich sehe, was so eine KI produziert, wenn ich den Prompt „How photographers use AI“ eingebe, muss ich lachen 😉

