Ich musste grade an die Anekdote denken, nach der ein Koch zu Helmut Newton an den Tisch trat und sagte, er kenne und schätze seine Fotos. Newton müsse eine besonders gute Kamera haben. Der Fotograf antwortete, das Essen sei sehr lecker, der Koch müsse einen besonders guten Topf verwendet haben.
Womit wir schon beim Punkt sind: Kameras und Objektive sind gleichermaßen Werkzeuge und Objekte der Begierde. Das Foto macht aber immer noch der Fotograf. Mit dem passenden Werkzeug, das vielleicht die Arbeit erleichtert, besonders geschmeidig läuft und gut in der Hand liegt, macht das Fotografieren dann einfach zusätzlich Spaß.
Seit ich vor fast 10 Jahren nach einer kleinen Pause wieder mit der Analogfotografie angefangen haben, benutze ich für alle meine persönlichen Projekte Analogkameras. Dabei gab es immer mal unterschiedliche Vorlieben und vielfach genügte mir eine kleine Canonet für einen Wochenendtrip. Über die Canonet QL19 und eine Minolta Hi-Matic habe ich dieses Jahr bereits mehrfach geschrieben. Als Mitglied im Ü50-Club schien es mir nun angebracht, mein Equipment in Richtung der roten Leica-Sonne auszurichten.

Als Einstiegsdroge kam neulich eine Leica CL ins Haus. Die konnte ich im Set mit den beiden dafür prädestinierten Objektiven kaufen, einem 2,0/40mm Summicron und einem 4,0/90mm Elmar. Über diese kleine Reisekamera finden sich genug Reviews und Details im Internet, deshalb spule ich gleich vor: Die Kamera macht richtig viel Spaß! Es ist quasi ein toller Topf! Und ich beschäftige mich schon mit der Überlegung, welche „echte“ Leica M als nächstes den Fuhrpark erweitern soll.
Den ersten Testfilm habe ich gestern entwickelt und gescannt. Dabei stellte ich fest, dass das Summicron wirklich eine sauscharfe Linse ist. Auch mit dem Elmar bin ich sehr zufrieden. Da meine Standard-Brennweite eher das klassische 50er ist, hatte ich zusätzlich ein Canon 1,8/50mm Objektiv aus den 1950er Jahren besorgt. Es ist für das damals verbreitete M39-Schraubgewinde gebaut und kann mit einem einfachen Adapter am Leica M-Mount genutzt werden. Für sich ist das ebenfalls eine feine Linse, man sieht aber, dass es in Punkto Schärfe und Auflösung hinter den Leica-Objektiven zurückbleibt.

Zum Spaß habe ich ein kleines Sujet hinterm Haus erneut fotografiert, dass ich als Test-Motiv sowohl mit der Canonet als auch mit der Hi-Matic fotografiert hatte. Diesmal kamen das 40er und das 50er an der Leica CL zum Einsatz. Der Vergleich ist nicht ganz wissenschaftlich, denn bei den Aufnahmen vor einigen Wochen hatte ich den FP4 gepusht, diesmal auf Nenn-Empfindlichkeit belichtet. Die Beleuchtung war anders und die Belichtungsparameter ebenfalls. Dennoch würde ich sagen: Die beiden Canon-Fotos sind in etwa gleich auf, während die Ergebnisse von der Minolta und vom Summicron ein gutes Stück besser aussehen. Dass die Hi-Matic ein gutes Objektiv hat, wird immer wieder geschrieben – dass es mit dem Summicron mithalten kann, überrascht mich. Allerdings ist die Hi-Matic in der Benutzung der Leica CL deutlich unterlegen. Die ist einfach der bessere Topf, um Wasser zu kochen. Da brennt nichts an und die weißbekittelten Götter des GAS (Gear Aquisition Syndrom) schauen gnädig weg.
Testmotive aus Norddeutschland mit der Leica CL, 40er Summicron, 90er Elmar, 50er Canon LTM auf Ilford FP4. Entwickelt in Caffenol Delta, gescannt mit Reflecta RPS 10M, konvertiert mit Negative Lab Pro.










