In den vergangenen Jahren habe ich so viel über Caffenol auf diesem Blog geschrieben, dass ich dafür neulich sogar eine eigene Kategorie einführt habe. Neben den Entwicklungen bei Nennempfindlichkeit habe ich mich schon mehrfach mit der Push-Entwicklung in Caffenol beschäftigt, jüngst auch explizit mit der Pull-Entwicklung.
Da ich dafür sowieso einen „Versuchsaufbau“, die Kamera und Zeit für die Entwicklung brauchte, nahm ich zeitgleich einen weiteren Test vor: Eignet sich Caffenol CM/CH für eine extreme Push-Entwicklung von 4 Blendenstufen?
Meine Schwarzweiß-Standardfilme sind die „holy trinity“ von Ilford, vor allem FP4 und HP5 (seltener Pan F). Den HP5 pushe ich gerne und regelmäßig auf ISO800 oder ISO1600, dazu verwende ich das von mir erfundene Caffenol P1 oder Caffenol CH mit sehr guten Ergebnissen. Noch höhere Empfindlichkeiten habe ich bisher nicht wirklich gebraucht, wissen wollte ich aber dennoch, was geht.
Jede Push-Entwicklung erhöht die Kontraste des Films, denn es handelt sich im Grunde zunächst um eine Unterbelichtung des Films und anschließend um eine verlängerte Entwicklungszeit, um diese Unterbelichtung auszugleichen. Da aber grade die unterbelichteten Schatten einfach zu wenig Licht abbekommen haben, nützt auch die längere Entwicklung nur relativ wenig, um in diesen Partien noch Zeichnung zu erzielen. Die Mitteltöne und Lichter werden aber effektiv verstärkt, sodaß man nutzbare Negative erzielen kann.
Klassischerweise muss die Entwicklungszeit um 20% für jede Blendenstufe angehoben werden, um eine Push-Entwicklung zu erreichen. Ausgehend von 15:00 in Caffenol CH, was bereits zu einer Push-Entwicklung von 2 Stufen führt (beim HP5 also statt ISO400 nun ISO1600) peilte ich deshalb eine Entwicklungszeit von 25:00min für einen Push um 4 Stufen an (also z.B. HP5 auf ISO6400).

Wie zu erwarten sind die Ergebnisse grobkörniger und kontrastreicher als bei einer Entwicklung auf Nennempfindlichkeit. Und ich würde behaupten, der Film erreicht nicht ganz die ISO6400 – nach meinem Empfinden liegt die effektive Empfindlichkeit eher bei 3200 bis 4000. Und dafür muss man schon ziemlich lange in der Dunkelkammer stehen 😉
Wie immer habe ich diesen Test streng unwissenschaftlich vorgenommen! Es gibt also keinerlei Garantie. Für den Ilford HP5 kann ich aber sagen: Wer es sich zutraut, mit starker Körnigkeit und harten Kontrasten zu leben, kann den Film in Caffenol CH innerhalb von 25:00min auf ISO4000 entwicklen!

Für einen Vergleich habe ich die beiden von mir in diesem und dem letzten Test favorisierten Bilder in Negative Lab Pro ein kleines bißchen optimiert, um sie hier zu vergleichen. Links der HP5 @4000 und rechts der FP4 @50 – die Unterschiede dürften ins Auge fallen. Über Sinn und Unsinn solcher Methoden kann man sich vorzüglich streiten, schließlich funktioniert ein Pan F bei 25—50 ASA hervorragend und vor allem feinkörniger als der FP4. Und dass man wirklich mehr als ISO1600 braucht, dürfte recht selten vorkommen. Aber es ist gut zu wissen, wo die Grenzen liegen …



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