Till Erdmenger – Businessfotos | Blog

Korn-Peeping: 50mm-Objektive im Vergleich

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Das 50mm-Normalobjektiv, das „Nifty-Fifty“, ist eindeutig meine Lieblingsbrennweite. Wenn ich mit einer Kamera und nur einem Objektiv losziehe, ist es das 50er. Durch eine glückliche Fügung habe ich derzeit 4 Objektive mit (ungefähr) dieser Brennweite für das Leica M-System hier: Ein altes Summicron 50mm „Rigid“ aus den 50er Jahren, ein neueres Summicron 50mm (Version 4) und ein Canon 1,8/50mm LTM (auf Leica M adaptiert). Ergänzend ein Summicron 40mm, das mit der alten analogen Leica CL kam.

Ich bin mir bewußt, dass es viele „Pixel-Peeper“ gibt, die ihre Digitaldaten in 800-facher Vergrößerung ansehen und kleinste Schwächen der Ausrüstung aufdecken – dabei aber übersehen, dass ihre Fotos auch mit dem tollsten Werkzeug nicht besser aussehen würden, einfach weil sie ihre fotografischen Fähigkeiten ausbauen müssten, statt neues Equipment zu kaufen. Das ist aber ein anderes Thema, das ich demnächst mal in einem Video aufgreifen will.

Ich habe also aus Spaß und um diesem Trend eine ironische Klimax zu verpassen nun das „Korn-Peeping“ ausgerufen – natürlich hat das nichts mit Alkohol zu tun, sondern mit dem Filmkorn. Auf einem – zugegeben wirklich grobkörnigen – ORWO NC500 Farbnegativfilm habe ich ein ganz normales Alltagsmotiv mit leichtem Gegenlicht fotografiert, mit allen 4 Objektiven, die Kamera auf einem Stativ. Vermutlich mittlere Blendenöffnung und so.

Links Summicron V4, rechts Canon LTM: Unterschiede im Kontrast und in der Schärfe sind auch auf Film sichtbar.

Zu meinem Erstaunen sehe ich da wirklich Unterschiede 😉 Das 40er habe ich zuvor bereits als ausgesprochen scharfes Objektiv wahrgenommen, dass das alte 50er Summicron technisch zurückbleibt, hätte ich erwartet und dass das Canon LTM nicht so doll ist, hatte ich auch bereits bemerkt. Im großen und ganzen bestätigte sich meine Erwartung, allerdings schon mit ein paar Einschränkungen. Das 40er sieht am Monitor immer noch scharf aus, verliert aber in der Detailzeichnung gegen das in diesem Punkt ausgezeichnete 50er „Rigid“. Da kann auch das neuere 50er nicht mithalten. Das 40er aus den 70er Jahren und das 50er aus den frühen 90er Jahren zeichnen beide aber deutlich kontrastreicher. Hier vermischen sich die Fachbegriffe: Was ist Schärfe und wie unterscheidet sie sich von (Mikro-)Kontrast und Auflösung? Es wird schwierig. Die beiden 50er Summicrons unterscheiden sich sichtbar. Das Alte reagiert weniger resistent auf das Gegenlicht und zeichnet wärmer, das Neuere hat eine ganz minimal schlechtere Zeichnung aber dennoch einen höheren Schärfeeindruck – auch aufgrund der kontrastreicheren Abbildung und tieferen Schwärzen.

Das alte Canon 50er LTM hat keine Chance gegen die Linsen aus Wetzlar, es schlägt sich aber in diesem Szenario erstaunlich gut. Grade in der Bildmitte ist die Zeichnung und Schärfe durchaus gut, obwohl auch dieses alte Objektiv kontrastärmer abbildet als die neueren Objektive. Zum Bildrand hin wird hier der Unterschied zu den deutlich hochwertigeren Leica-Objektiven aber sehr deutlich.

Fazit: Es war eigentlich nur als Scherz gemeint und kann nicht wissenschaftlichen Ansprüchen genügen, was ich hier gemacht habe. Aber: Es zeigt, dass auch auf einem grobkörnigen Analogfilm Unterschiede zwischen ähnlichen Objektiven sichtbar werden. Manchmal subtil, manchmal deutlicher. Ich bin es in gewisser Weise meinen Kunden ja auch schuldig, mit dem bestmöglichen Werkzeug zu arbeiten. „Gear Akquisition Syndrom (GAS)“ mit wenigen Worten erklärt und entschuldigt 🙂

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