Die künstliche Intelligenz ist hier schon einige male Thema gewesen – und meist nicht gut weggekommen. Es gibt zu viele Faktoren, die mich daran stören – allen voran die Tatsache, dass die Technik eine ökologische Katastrophe ist, sich ungefragt und unvergütet an urheberrechtlich geschütztem Material bedient und systematisch Arbeiter im globalen Süden ausbeutet.
In einem meiner Videos hatte ich deshalb schon die Frage aufgeworfen, ob man KI verbieten müsse – in Bezug auf die private Anwendung sehe ich hier dringenden Redebedarf. Während es mit Sicherheit viele Anwendungsgebiete gibt, in denen KI sinnvoll eingesetzt werden kann (Wissenschaft, Medizin, Verwaltung oder andere Zwecke, die einem Gemeinwohl dienen), sorgt die künstliche Intelligenz als Massenware nicht nur für oben genannte Probleme, sondern stellt regelrecht eine Gefahr dar, wie die Polizei kürzlich in einem aufschlussreichen Workshop klar gemacht hat: KI wird zunehmend auch von Betrügern und Kriminellen eingesetzt. Diese manipulieren Fotos, erstellen Deepfakes oder Stimmimitate, sie stehlen mithilfe von KI ganze Identitäten und erpressen damit ihre Opfer.
Grade in Bezug auf Kreativität kommt noch ein weiterer entscheidender Teil dazu, der inzwischen vielfach humoristisch verwertet wurde: Vor einiger Zeit träumten wir davon, dass Roboter für uns kochen, waschen und putzen, damit wir Zeit haben, um zu malen, Gedichte zu schreiben oder zu lesen. Heute malen Roboter, die KI schreibt Gedichte und erfindet Musik, während wir immer noch kochen, waschen und putzen.
Kurz: KI ersetzt immer mehr kreative Jobs. Sie übernimmt ausgerechnet jene Arbeit, die für uns Menschen sinnvoll und sinnstiftend erscheint. Es wird brenzlig! Das verlinkte Video von der ZEIT portraitiert einen Synchronsprecher, bei dem die Aufträge wegbrechen, weil KI zunehmend seine Arbeit übernimmt. Das ist eine existenzbedrohlich Entwicklung, der er auf ungewöhnliche Weise entgegentritt: Er engagiert sich für jene, denen es noch schlechter geht als ihm selbst. In einer Zeit, in der es üblich ist, gesellschaftliche Spaltung voranzutreiben und nach unten zu treten, finde ich das vorbildlich!
Es gibt aber noch einen ganz wichtigen Punkt in diesem Interview, der mich sehr angesprochen hat – er betrifft alle Kreativen gleichermaßen, auch mich als Fotograf: Unsere Arbeit ist immer individuell! In der Regel ist sie auch einzigartig, anstatt immer-gleich zu sein. Sie ist emotional. Wir Künstler bringen in unsere Arbeit so viel unserer Persönlichkeit ein, wir interagieren mit unserem Gegenüber auf menschlicher Ebene. Unsere Sicht ist zwingend subjektiv – sie kann richtig oder falsch sein, ist aber nicht per Algorithmus von einem faschistischen Milliardär vorgegeben worden (sofern wir uns mit bedacht informieren statt 1:1 die Meinungen aus asozialen Medien zu übernehmen). Das alles macht uns Menschen einzigartig und unersetzlich. Lasst die Maschinen endlich für uns malochen, statt umgekehrt!
PS: Das Aufmacherbild stammt aus meiner noch unfertigen Serie „Leerstand“. Genauso leer sieht es in der Seele der KI aus.


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