Wim Wenders, geboren 1945 in Düsseldorf, zählt zu den international renommiertesten deutschen Filmemachern, Fotografen und Künstlern. Zu Weltruhm gelangte er mit Filmen wie „Paris, Texas“, „Der Himmel über Berlin“ und „Buena Vista Social Club“, doch ein ebenso bedeutender Teil seines Schaffens ist sein fotografisches Werk. Seit den frühen 1980er Jahren fotografiert Wenders auf seinen Reisen rund um die Welt und hat dabei einen ganz eigenen, poetisch-melancholischen Blick auf Landschaften, urbane Räume und verlassene Plätze entwickelt. Seine großformatigen Fotografien, vielfach analog aufgenommen und meist menschenleer, verstehen sich als Beobachtungen des Unsichtbaren und erzählen Geschichten vom Verschwinden, der Stille und Sehnsucht.
Wenders ist überzeugt, dass das Fotografieren für ihn „die andere Hälfte seines Lebens“ ausmacht und sein bildnerisches Werk eine wichtige Ergänzung zu seinen Filmen darstellt. Ausstellungen weltweit – aktuell zum 80. Geburtstag in der Bundeskunsthalle Bonn (bis 11.01.2026) – würdigen dieses facettenreiche Gesamtwerk aus Fotografie, Film und Kunst.
„Ich wollte Maler werden. Ich liebte Bilder mehr als alles andere.“ Wim Wenders wird am 14. August 1945 in Düsseldorf geboren. 1949 zieht die Familie erst nach Boppard, dann ins Ruhrgebiet, nach Oberhausen. Die dortige Nachkriegslandschaft und die Industriekultur prägen ihn früh. Kunstdrucke von Vincent van Gogh und Camille Corot in seinem Elternhaus „waren dieersten Bilder, die ich gekannt habe“, erinnert sich Wenders. Im Brockhaus seines Vaters entdeckt er weitere, allerdings nur schwarzweiße Abbildungen von Kunstwerken. Als er später zum ersten Mal „echte“ Kunst im Museum sieht, ist er überwältigt. „Das war die Gegenwelt zu meiner. Meine war Düsseldorf, zu 80 % zerbombt, alles war grau – und Kunst war die bessere Welt.“ Wenders zeichnet, malt und collagiert. Er testet sich künstlerisch aus, zitiert Malrichtungen, Stile – gegenständlich und abstrakt – und verschiedene Techniken, um eine eigene Ausdrucksform zu finden. Die ausgestellten Arbeiten, ein kleiner Teil seines umfangreichen Œuvres, sind Beleg für die Suche eines jungen Mannes nach seinem individuellen Weg – in Kenntnis des Vorhandenen. Als sein Vater ihm im Alter von zwölf Jahren eine 8-mm-Kamera, eine „Leicina“, schenkt, erweitert sich sein künstlerisches Ausdrucksfeld. Neugierig und aufmerksam filmt er, was ihn umgibt: die Schornsteine vor seinem Kinderzimmerfenster, die Eltern im Urlaub, eine Klassenfahrt nach Berlin. Bald entstehen auch erste fiktionale Filme – wie die Gangstergeschichte KILLER UND COMPANIE, in der er seine Schulfreunde inszeniert.
Anlässlich seines 80. Geburtstages widmet die Bundeskunsthalle dem Filmemacher und Künstler Wim Wenders eine immersive und bildmächtige Ausstellung. Der international gefeierte Filmemacher und Künstler wurde mit Filmen wie DIE ANGST DES TORMANNS BEIM ELFMETER (1972) und FALSCHE BEWEGUNG (1975) nach Vorlagen von Peter Handke oder ALICE IN DEN STÄDTEN (1973/1974) sowie DER AMERIKANISCHE FREUND (1977) nach einem Roman von Patricia Highsmith bekannt. Weitere filmische Meilensteine waren PARIS, TEXAS, der 1984 in Cannes die Goldene Palme erhielt, und DER HIMMEL ÜBER BERLIN (1987). Für BUENA VISTA SOCIAL CLUB (1999) erhielt er eine Oscar-Nominierung und den Europäischen Filmpreis. 2024 wurde PERFECT DAYS (2023) für einen Oscar nominiert und als bester Film im asiatisch-pazifischen Raum gefeiert. Wim Wenders ist auch für sensible dokumentarische Filme über Künstlerinnen geschätzt, etwa PINA (2011) und ANSELM – DAS RAUSCHEN DER ZEIT (2023) – in 3D-Technik. Ein eigens eingerichtetes kleines 3D-Kino innerhalb der Ausstellung widmet sich dieser besonderen Filmästhetik. Wim Wenders versteht sich als „Reisender und dann erst als Regisseur oder Photograph“, somit könnte das Akronym W.I.M. auch für „Wenders in Motion“ stehen. In diesem Sinne stellt die bildgewaltige Ausstellung das künstlerische, visuelle Gesamtwerk vor: Neben dem Bewegtbild in umfangreichen Filmkompilationen zählen dazu seine großformatigen Farbfotografien, kleinere s/w Fotoarbeiten, Polaroids, Collagen und Zeichnungen aus den verschiedensten Jahren. Biografische und archivalische Dokumente (Produktionsunterlagen, Drehbücher oder Briefe) sowie Behind-the-Scenes- Fotomaterial in einem eigenen Archivbereich innerhalb der Ausstellung betten das Werk in den zeitlichen Kontext ein und lassen die Besucherinnen in die Schaffenswelt von Wim Wenders eintauchen. Seine langjährige Tätigkeit als Autor und Kritiker ist ebenfalls Teil seines Schaffens und wird in der Ausstellung gewürdigt, wie auch seine große Leidenschaft für und seine Kenntnis von Musik. Einzelne Ausstellungsbereiche widmen sich verschiedenen Themen wie der Filmbildung, dem Reisen, der Literatur oder der großen Anziehungskraft Japans. Auch Wenders’ Inspirationen aus der bildenden Kunst werden exemplarisch vorgestellt, um seine Referenzen und „Vor-Bilder“, seine Bildung durch die „Schule des Sehens“ offenzulegen. Sie lassen erkennen, dass Wenders den Film als „Fortführung der Malerei mit anderen Mitteln“ versteht. Dies und seine Begeisterung für innovative Techniken und eine besondere Filmästhetik lassen sich in dem kleinen 3D-Kino innerhalb der Ausstellung erleben, wo u.a. mit einem Film die Bildsprache des amerikanischen Malers Edward Hopper zitiert wird. Vor allem aber die von ihm eigens für Bonn konzipierte immersive, kinematografische Rauminstallation legt sein Bildverständnis offen: Als besonderes Highlight mit neuester digitaler Bild- und Soundtechnik lässt sie die Besucher*innen in die Bildwelt, in das filmische Werk von Wenders eintauchen. Ein weiteres Highlight ist ein Audiowalk, eine „Oral History“: Wim Wenders selbst führt akustisch durch die Ausstellung und erzählt an den verschiedenen Stationen Hinter- grundgeschichten zu seinen visuellen Erzählungen. Die Ausstellung bietet eine Reise durch Wim Wenders’ Bildwelten und seine Ästhetik an und damit eine Erkundung seines kreativen Geistes und seiner gestalterischen Vision: Die „Kunst des Sehens“, die „aus dem Akt des Sehens einen Akt des Zeigens macht, so dass andere das sehen, was man selbst gesehen hat.“ Eine Ausstellung der Bundeskunsthalle, Bonn, in Zusammenarbeit mit dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt am Main, der Wim Wenders Stiftung, Düsseldorf, der Wenders Images, Berlin, und mit freundlicher Unterstützung von Road Movies, Berlin. Wir danken MUBI für die Unterstützung der immersiven Installation. Das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt am Main zeigt vom März bis 18. Oktober 2026 eine Ausstellung, die mit einem anderen kuratorischen Konzept und einer veränderten Schwerpunktsetzung präsentiert wird.
[Pressemeldung]






Mit freundlicher Genehmigung der Wim Wenders Stiftung – Argos Films



Hinterlasse einen Kommentar