Spätestens mit der Panorama-Funktion der iPhones fand die Technik Einzug im Alltag – Aufnahmen, die einen deutlich breiteren Bildausschnitt der Welt zeigen als übliche Fotos. 180 Grad und mehr, das ist nicht allein Superweitwinkel- oder Fisheye-Objektiven vorbehalten, die häufig massive Verzerrungen produzieren.
Wer Breitbild mag, ist oft auch Kino-Fan: Das Format unterscheidet sich schon deutlich vom klassischen 24×36-Seitenverhältnis. Und nicht erst seit gestern gibt es die ausgeklügelsten Ideen, wie man die Realität im Panoramaformat abbilden kann, ohne sie komplett zu entstellen. Anamorphische Objektive stauchen die Wirklichkeit in der Breite auf ein passendes Bildformat, das in der Projektion wieder entzerrt wird. Oder Lightroom setzt aus mehreren Belichtungen ein Panorama zusammen. Aber eine der faszinierendsten Ideen in diesem Zusammenhang war die Widelux, eine analoge Kamera, bei der das Objektiv sich während der Belichtung horizontal bewegte. Die Kamera nahm also innerhalb weniger Augenblicke eine Szene von links nach rechts ablaufend auf, anstatt eine einzelne Belichtung mit einem extrem weitwinkligen Objektiv durchzuführen. Der Vorteil: Es war ein recht gering verzeichnendes Objektiv verbaut, das vor dem Film geschwenkt wurde. Dieses Prinzip hat Apple im Grunde mit der Panorama-Funktion der iPhones übernommen, nur dass der Anwender das Objektiv bzw. Smartphone per Hand schwenkt.
Die japanische Firma, die diese Kameras produzierte, brannte vor 20 Jahren ab, seitdem werden keine Widelux mehr produziert. Der amerikanische Schauspieler und Fotograf Jeff Bridges (bekannt aus The Big Lebowski) hat zusammen mit seiner Frau Susan und den Chefredakteuren von Silvergrain Classics, Marwan El Mozayen und Charys Schuler, vor einiger Zeit ein Projekt ins Leben gerufen, um die Widelux wiederauferstehen zu lassen.
Technische Details und Innovationen:
- Die WideluxX basiert auf der klassischen Swing-Lens-Technik, die ein charakteristisches, breites Panoramaformat erzeugt.
- Die Konstruktion ist vollmechanisch und wurde neu entwickelt, nicht einfach als Reissue umgesetzt.
- Es gibt zahlreiche kleine Verbesserungen, etwa an den Bedienelementen wie dem Filmvorschub- und Rückspulknopf, sowie einen neuen Kabelabzugadapter.
- Die Fertigung und Toleranzen wurden modernisiert, um die Qualität und Zuverlässigkeit zu erhöhen.
- Die Entwicklung berücksichtigt auch die Community der klassischen Widelux F7/F8, indem Komponenten kompatibel oder austauschbar sind.
Hintergrund und Zielgruppe:
- Die ursprüngliche Widelux-Fabrik in Japan wurde vor 20 Jahren durch einen Brand zerstört, weshalb das Projekt als Wiedergeburt der Kamera verstanden wird.
- Die WideluxX richtet sich an analoge Fotografen, die Wert auf traditionelles Handwerk, kreative Panoramafotografie und langlebige Kameratechnik legen.
- Die Kamera soll als Werkzeug für kreative Ideen und als Brücke zwischen analoger Tradition und moderner Fotografie dienen.
Aktueller Stand und Verfügbarkeit:
- Der erste Prototyp (WideluxX™ 0001) wurde im Oktober 2025 auf der Tagung der International Association of Panoramic Photographers in Minneapolis vorgestellt.
- Ein genauer Preis und ein Auslieferungstermin stehen noch nicht fest; Interessierte können sich über die offizielle Website informieren und einen Newsletter abonnieren.
- Die Entwicklung ist noch im Gange und wird als passioniertes, detailgetreues Projekt beschrieben, das sich Zeit nimmt, um die Qualität sicherzustellen.
- Die WideluxX ist also eine hochwertige, handgefertigte Neuauflage einer Kultkamera, die sowohl klassische als auch moderne Ansprüche an analoge Panoramafotografie verbindet.
Ich selbst mag Panoramen sehr gerne und nutze sowohl die oben genannte Funktion des iPhones, als auch das „Stitching“ mehrerer Einzelbilder in Lightroom. Als Projekt hatte ich mir bereits im letzten Winter überlegt, eine Panorama-Lochkamera zu bauen – daraus ist bisher nichts geworden, aber der nächste Winter steht ja vor der Tür 😉 Als Filmmaterial liegt bereits Röntgenfilm im Format ca. 10x30cm bereit, der üblicherweise in Zahnarztpraxen für sogenannte OPG-Aufnahmen genutzt wird. Ich berichte, sobald es Neues gibt 😉


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