Till Erdmenger – Businessfotos | Blog

Wie leichtgläubig wir doch sind …

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Christoph Künne schreibt auf DOCMA über den zutiefst menschlichen Wunsch, zu glauben was man sieht. Diese Sehnsucht nach Vertrauen ist wahrscheinlich so etwas wie ein Urinstinkt. Ich sehe es mit eigenen Augen – da muss es doch wahr sein! Wie leichtgläubig wir doch sind!

Der Artikel thematisiert die hohe Schwierigkeit, mithilfe menschlicher Wahrnehmung KI-generierte Bilder von echten Porträts zu unterscheiden. Selbst sogenannte „Super Recogniser“, die über eine außergewöhnliche Fähigkeit zur Gesichtserkennung verfügen, erreichten ohne spezielles Training nur eine geringe Trefferquote. Erst durch gezielte Schulungen, welche typische KI-Fehler wie Asymmetrien oder unrealistische Haarstrukturen aufzeigen, verbessere sich die Erkennungsrate signifikant. Dennoch bleibt dieser Erfolg laut dem Artikel trügerisch, da moderne KI-Systeme fortlaufend ihre Fehlerquellen minimierten und so ein permanentes „Katz-und-Maus-Spiel“ entstehe, bei dem die Technologie stets einen Schritt voraus sei.

Gesellschaftlich betrachtet warnt der Beitrag vor einem Kollaps der visuellen Gewissheit, da traditionelle bildliche Nachweise wie Porträts oder Pressefotos ihre vermeintliche Authentizität zunehmend verlieren. Er betont, dass nicht die Existenz von Fälschungen an sich problematisch sei, sondern deren Plausibilität und die damit einhergehenden Vertrauensverluste in visuelle Medien und deren Dokumentationsfunktion.

Für Bildgestalter stelle die KI eine ambivalente Entwicklung dar: Während sie neue kreative Möglichkeiten und Beschleunigungen im Schaffensprozess eröffne, untergrabe sie die Basis ihres künstlerischen Schaffens, nämlich die Authentizität und Einzigartigkeit des Werks. Der Autor fordert, dass Kreative nicht nur mit KI-Werkzeugen umgehen lernen müssten, sondern auch deren gesellschaftliche und kulturelle Auswirkungen kritisch reflektieren sollten. Die eigentliche Herausforderung liege daher weniger im bloßen Erkennen von KI-Bildern als mehr in der Bewusstmachung, wie diese Technologie die Wahrnehmung, das Vertrauen und kulturelle Normen nachhaltig verändere.

Ich bin fast froh, dass ich meine Einschätzungen zur KI, die ich hier bereits zahlreich verfasst habe, von anderer Seite bestätigt finde. Die Bilder sind nur ein Teil der Flut – KI überschwemmt ja bereits seit Jahren unsere Nachrichtenkanäle und sozialen Medien mit Fake-News und -Videos. Wir sind fast täglich konfrontiert mit Behauptungen und gefühlten Wahrheiten, die uns manipulieren, ohne dass wir es bemerken. Oder es fehlt einfach die Zeit, das Engagement oder die kognitiven Mittel, diese Aussagen zu verifizieren.

Mein Vorschlag: Verlieren Sie nicht den Mut, aber seien Sie mißtrauisch. Und grade in Bezug auf die Fotografie können Sie meine Überlegungen hier sehen oder hier, hier bzw. hier nachlesen.

An irgendeiner Stelle hatte ich übrigens mal überlegt, ob bald die Analogfotografie an neuer Bedeutung gewinne – weil so ein Negativ in ziemlich gutes Argument für die Authentizität eines Bildes sein kann. Das ist der Grund für meine Wahl des Aufmacherfotos.

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