Till Erdmenger – Businessfotos | Blog

Frank Gehry ist tot

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Architektur ist ein wiederkehrendes Thema in meinen persönlichen Foto-Projekten – und zwar schon seit langer Zeit. Als ich 1998 nach Düsseldorf zog, erkundete ich die Stadt natürlich auch mit der Kamera. Ich erinnere mich, dass sich der Medienhafen damals noch mitten im Umbau befand – die prägnanten Gebäude von Frank Gehry standen allerdings schon und zogen mein Interesse auf sich. Ich habe sie damals mit einer Yashica Mat 124 auf Diafilm belichtet.

Heute wurde bekannt, dass Frank Gehry gestorben ist – mit ihm verliert die Architektur eine ihrer markantesten, eigenwilligsten Stimmen des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts. Seine Gebäude haben Städte verändert, Sehgewohnheiten erschüttert und vielen von uns gezeigt, dass Architektur weit mehr sein kann als eine „funktionale Hülle“.

Ein Leben für die Form

Frank Gehry ist im Alter von 96 Jahren in seinem Haus im kalifornischen Santa Monica nach einer kurzen Erkrankung gestorben. Der in Kanada geborene US‑Architekt wurde mit einer radikal skulpturalen Formensprache bekannt, die bewusst mit Brüchen, Schrägen und scheinbar chaotischen Linien spielte.

Weltberühmt wurde er unter anderem mit dem Guggenheim-Museum im spanischen Bilbao, der Walt Disney Concert Hall in Los Angeles und der Fondation Louis Vuitton in Paris. Diese Bauten wurden zu Ikonen und touristischen Magneten – der „Bilbao-Effekt“ ist längst zu einem Begriff geworden.

Zwischen Skulptur und Stadtraum

Gehrys Architektur ist immer auch Statement: Seine Bauten wirken wie riesige Skulpturen, die in der Stadt gelandet sind und ihre Umgebung neu definieren. Dabei ging es ihm nie nur um Effekte, sondern um Räume, Licht, Bewegung – um ein Erlebnis, das man gehend, hörend, fühlend erschließt.

Gerade Museen und Konzerthäuser wurden bei ihm zu begehbaren Kunstwerken, die mit den ausgestellten Werken in Dialog treten. Dass Architektur selbst zur Attraktion wird, hat er wie kaum ein anderer geprägt – im Guten wie im Streitbaren.

Persönliche Notiz eines Gestalters

Für jemanden, der beruflich gestaltet – ob mit Licht, Raum oder Bild – sind Gehrys Bauten eine Einladung zum Hinschauen. Ihre scheinbare Unordnung entpuppt sich vor Ort oft als präzise komponierter Ablauf von Perspektiven, Brechungen und Spiegelungen.

Fotografisch sind seine Häuser eine Schule der Wahrnehmung: Man lernt, dass es sich lohnt, um ein Motiv herumzugehen, statt nur frontal auf die Fassade zu schauen. Vielleicht ist das ein Teil seines Vermächtnisses: Architektur nicht nur zu benutzen, sondern aktiv zu erleben – und, wie in meinem Fall, mit der Kamera zu erkunden.

Ein Erbe aus Metall und Licht

Mit Frank Gehry ist ein Architekt gestorben, dessen Werk Generationen von Planerinnen, Gestaltern und Künstlern beeinflusst hat. Er wurde mit den wichtigsten Preisen der Architektur ausgezeichnet, darunter der Pritzker-Preis. doch die präsenteste Auszeichnung sind die Städte, die durch seine Bauten ein neues Gesicht bekommen haben.

Seine Gebäude werden ihn überleben – gewellte Metallhäute im Morgenlicht, kantige Schattenwürfe auf Stadtplätzen, Innenräume, die mehr Bühne als Flur sind. Für viele wird der nächste Besuch in Bilbao, Los Angeles oder Berlin nun mit dem Gedanken an einen Architekten verbunden sein, der den Mut hatte, Konventionen zu verbiegen.

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