
Das war heute die Nachricht des Tages: Getty Images gibt mindestens 12 Millionen professionelle Fotos frei – per sogenanntem „Embed-Code“ können diese Bilder fortan weltweit kostenfrei auf anderen Websites benutzt werden. Gut, es gibt ein paar Einschränkungen, denn heute ist nicht Weihnachten. Die Fotos dürfen nur dann kostenlos benutzt werden, wenn der Beitrag „redaktionell“ ist. Würde ich hier ein solches Getty-Foto verwenden wollen, würde es mir möglicherweise nicht gelingen, dies als nicht-kommerzielle Nutzung darzustellen. Zudem darf nur ein auf das Bild verweisender Code auf der eigenen Seite eingesetzt werden, das Foto wird nicht heruntergeladen – sondern vom Getty-Server aus gangezeigt. Was genau dieser Code alles enthält, muss erst einmal von versierten Programmier-Spezialisten untersucht werden. Getty behält sich ausdrücklich vor, darüber Nutzerdaten zu erheben oder statt des verlinkten Fotos Werbung zu zeigen. Was dieser Code noch alles kann, darüber darf in Zeiten der digitalen Totalüberwachung spekuliert werden. Es dürfte interessant werden, wie glücklich Plattformen wie WordPress, Facebook und Co. darüber sind, wenn solcher Code auf Ihren Seiten eingesetzt wird.
Trotz der unzähligen Beiträge über diesen Coup der Bilddatenbank, die sich heute im Netz finden (z.B. bei DigitalWeek, Heise oder der Süddeutschen), habe ich keinen einzigen Hinweis darauf gefunden, wie die Fotografen für diese neue Nutzung bezahlt werden oder wie sie darüber denken. Immerhin kann Getty kaum alleine darüber entscheiden, Nutzungslizenzen zu verschenken, ohne die Urheber dafür zu entschädigen. Folgende Szenarios sind denkbar: Getty hat seine Bildlieferanten erpresst – wer nicht mitzieht, erhält zukünftig geringere Anteile an verkauften Bildern oder dessen Vertrag wird komplett gelöst. Oder Getty bezahlt den Fotografen für kostenfrei genutzte Bilder auf Basis von Werbeeinnahmen, die der eingebettete Code auf fremden Websites generiert. Ich bin sehr gespannt darauf, zu erfahren, wie es gelaufen ist. Und ich rechne fest damit, in den nächsten Tagen von den ersten Getty-Fotografen näheres zu erfahren.
Auf dem Blog von Robert Kneschke ist folgendes zu diesem Thema zu lesen:
Wie werden die Fotografen der Bilder bezahlt?
Das ist unklar. Einige Seiten behaupten, die Fotografen werden gar nicht bezahlt, andere meinen, die Fotografen bekämen vielleicht paar Cent pro Tausend Klicks ab. Beide Seiten haben valide Argumente. Fangen wir mit der “nicht bezahlen”-Seite an: Kürzlich hatte Getty Images einen Deal mit Pinterest ausgehandelt, bei dem Getty für die Lieferung von Metadaten bezahlt wird, nicht für die Bilder selbst. Da Fotografen nur für ihre Bilder bezahlt werden, nicht aber für eventuelle Metadaten, gehen sie bei dem Deal leer aus. Ähnlich könnte Getty Images hier argumentieren. Weil Getty Images Geld mit Werbung oder Nutzerdaten verdienen könnten, bräuchten die Fotografen davon nichts zu bekommen.
Die andere Seite wäre: Vor einem Jahr wurde bekannt, dass Getty Images mittels deren Programms “Getty Connect” Fotografen für eingeblendete Bilder per Klick bezahlt. In der Praxis waren das viele, sehr niedrige Cent-Beträge, die teilweise so niedrig waren, dass sie gerundet immer noch “0,00 USD” ergaben und damit die Fotografen nicht ausgezahlt wurden.
Unter den angebotenen Bildern befinden sich auf viele “Rights Managed“-Bilder (RM), die gerne deshalb gekauft werden, weil die Nutzung lückenlos kontrolliert werden kann und in der Regel die Bilder nicht so breit gestreut werden. Das wird durch Getty Embed unterminiert. Warum sollte ein Bildkäufer die Exklusivrechte an einem RM-Bild kaufen wollen, wenn es schon tausendfach auf mehr oder minder qualitativen Webseiten zu sehen war? Und entfernt Getty im Falle eines solchen Exklusivverkaufs dann einfach aus dem Embed-Pool und lässt damit die nutzenden Webseiten ohne Bild zurück?
So oder so also keine rosigen Aussichten für die Fotografen.
(Quelle: http://www.alltageinesfotoproduzenten.de/2014/03/10/getty-images-verschenkt-millionen-bilder-mit-kostenlosen-streaming-service-embed/)