
Die Welt in der wir leben ist bildgewaltig. Unser Leben ist angefüllt mit Abbildungen und Fotos von Produkten, von Privatem, von Idealen. Sie ist deswegen aber keine ästhetisierte Welt, wie manchmal gerne behauptet wird, denn es herrscht eine nicht zu ignorierende Diskrepanz zwischen dem, wie es aussehen soll und dem, wie es ist. Der Fast-Food-Hamburger sieht niemals so aus wie auf dem Werbefoto. Und Frauen sehen selten so aus, wie das Model auf dem Plakat. Das hat vor allem mit einem zu tun: Mit Schönheitsidealen. Wie ich schon an anderer Stelle bemerkte (Streitthema: Photoshop vs. Schönheitsideal), ist ein Ideal ein erstrebenswertes Ziel. Es darf sich also von der Realität abheben. Hätten wir alle unsere Ideale bereits erreicht, wäre das Leben langweilig, oder wir würden uns neue Ideale suchen. Deshalb werden Ideale zu unrecht viel zu häufig als Problem beschimpft und verantwortlich gemacht für bulimische oder suizidale Tendenzen unter Teenagern.
Ein erhellendes Interview mit dem Kulturwissenschaftler Thomas Macho in der ZEIT bringt jetzt etwas Licht in die Öffentlichkeit des Schönen: Warum Schönheit das Umperfekte braucht. Weshalb Rubens mit seinen dicklichen Akten nicht unbedingt den Zeitgeist traf. Und welchen Einfluss der 1. Weltkrieg auf die moderne Gesichtschirurgie hatte. Lesenswert!