
Ein Foto zeigt immer jene Wahrheit, die dem Fotografen, dem Auftraggeber und dem Verwendungszweck gerecht wird. Fotos stellen immer eine subjektive Wahrheit dar. Wenn also behauptet wird, dass Bilder lügen, dann liegt dem die falsche Annahme zugrunde, dass Fotografie ein objektives, unbestechliches Medium sei. Nein, ist es nicht – es liegt jedem Foto eine Intention zugrunde, die zu einer Diskrepanz zwischen Realität und abgebildeter „Wahrheit“ führen kann.
Wenn jetzt behauptet wird, die Fotografie erlebe eine Vertrauenskrise, weil Fotos aus dem Zusammenhang gerissen werden, dann muss man gleichzeitig erwähnen, dass solche Fotos deshalb nicht gefälscht sein müssen. Sie stammen nur möglicherweise aus anderen oder zurückliegenden Konflikten. Die vom Spiegel postulierte Bilderkrise wird allerdings lediglich mit Beispielen aus dem Kurznachrichtendienst Twitter belegt – überwiegend von Privatpersonen in Umlauf gebrachte Fotos. Nun kann und darf man wohl kaum erwarten, dass solche Personen die Authentizität von Fotos in jedem Fall überprüfen (können), bevor sie verbreitet werden. Man sollte auch nicht vermuten, dass diese Menschen keine Intention hätten, wenn sie ihre Meinung kundtun. Es sollte daraus aber auch keine Vertrauenskrise in Bezug auf Fotografie abgeleitet werden. Vielmehr wäre es hilfreich darauf hinzuweisen, dass man heutzutage bei der Aneignung von Meinungen und Weiterverbreitung von „News“ einen gewissen gesunden Menschenverstand anwenden sollte, ein gewisses Mass an Skepsis zeigen und mal kurz denken sollte, bevor man klickt.