Mit sicherlich guten Absichten ruft derzeit das fotoMagazin zu einer Diskussion über das Urheberrecht auf. Was sollte, was könnte geändert werden? Der einleitende Artikel verwirrt jedoch in mancher Hinsicht: So wird rund um den aktuellen Fall Böhmermann, der unerlaubt ein Profi-Foto in sozialen Netzwerken verbreitete, eine Situation konstruiert, die das Urheberrecht als Konflikt zwischen althergebrachten Gesetzen und der „Generation Internet“ darstellt. So einfach, glaube ich, darf man sich das aber nicht machen. Gesetze dürfen und müssen ihrer Zeit angepasst werden – das ist richtig. Dass Gesetze missachtet werden, kann aber nicht mit deren Alter oder Unzeitgemäßheit entschuldigt werden.
In den Kommentaren schreibt die Autorin des Artikels sinngemäß, dass es einer Person, die ein Foto „teilen“, d.h. weiterverbreiten, will, nicht zumutbar sei, den Urheber ausfindig zu machen und um Erlaubnis zu fragen. Das, mit Verlaub, muss ich entschieden zurückweisen! Kein Dünnbrettbohrer dieser Welt kann sich darauf berufen. Wenn es nicht möglich ist, den Urheber eines Werkes zu ermitteln, dann kann es auch keine von dessen Seite erteilten Nutzungsrechte an diesem Werk geben. Ich kremple das mal andersherum auf: Warum werden täglich millionenfach Fotos ohne die entsprechende Lizenz verwendet? Gestohlen? Weil es so einfach ist. Weil alle es machen. Weil niemand sich Gedanken darum macht, wessen „Eigentum“ das ist. Wieviele Becher Joghurt würden ohne Nutzungsgebühr verzehrt werden, wenn es genauso einfach wäre, sie mitzunehmen? Wer weiss. Der Unterschied liegt aber im Bewusstsein, was „stehlen“ und was „teilen“ ist. Es ist also wichtig, über das Urheberrecht zu sprechen und es darf natürlich darüber gestritten werden. So ist das nun mal üblich in unserer Kultur. Nur ignoriert werden darf es nicht.