Nachdem ich im Herbst die drei großen Wohnquartiere der Stadt fotografiert habe, die alle aus den 1970er Jahren stammen, wollte ich diese Reihe nun mit den modernen, erst wenige Jahre alten Wohnquartieren fortführen. Wieder analog, wieder in schwarz-weiß und wieder mit dem 24mm-Objektiv. Dass ich zugleich etwas experimentieren würde, war vorauszusehen 😉
Seit meinen ersten Versuchen mit Caffenol als Entwickler für Schwarz-Weiß-Filme verwende ich das Rezept für Caffenol Delta. Mir gefallen die Ergebnisse ausgezeichnet und ich verwende diese Mischung derzeit als meinen Standard-Entwickler. Ich weiß aber auch, dass es alternative Rezepte gibt, die spezielle Eigenschaften haben. Eine Stand-Entwicklung in Caffenol CL hatte ich bereits ausprobiert – die Qualität stimmte für mich aber nicht. Die Rezepte CM und CH versprechen laut meinen Informationen eine Empfindlichkeitssteigerung von 1—2 Blendenstufen – dies wollte ich nun probieren, um für alle Fälle die Möglichkeit zu haben, den HP5 von ISO 400 auf eine höhere Empfindlichkeit zu pushen.
Für hochempfindliche Filme wie den HP5 wird Caffenol CH mit Kaliumbromid empfohlen – dies soll helfen, die vermehrte Schleierbildung und die berüchtigten Ablaufspuren zu vermeiden. Alternativ soll eine erhöhte Menge Jodsalz dasselbe bewirken. Da für mich bei der Verwendung von Caffenol auch der ökologische Gedanke eine Rolle spielt, dass dieser Entwickler im Gegensatz zu vielen industriell produzierten Entwicklern keine hochgiftigen Bestandteile enthält, habe ich für diesen Film auf Jodsalz aus meiner Küche zurückgegriffen. Vorab: Scheinbar funktioniert dies nicht befriedigend – ich sehe einen erhöhten Schleier, Staining und Ablaufspuren (bromine drag). Ich würde für weitere Experimente doch den Einsatz von KBr erwägen.



Um herauszufinden, wie stark der Push-Effekt von Caffenol CH ausfällt, habe ich die ersten Aufnahmen als Belichtungsreihe vorgenommen und in Drittelstufen von ISO 400 bis ISO 1600 belichtet. Alle anderen Fotos des Film habe ich auf ISO 800 belichtet. Mein Ergebnis: Der Film kann nach meinem Eindruck locker auf ISO 1600 belichtet werden. Für die technisch versierten Fotofreunde: Ich habe keine Dichtemessungen vorgenommen – mein Fazit ist vollkommen subjektiv! Was ich sehr interessant finde: Die stärker belichteten Aufnahmen sehen grobkörniger aus, als die knapper belichteten! Generell darf man bei dieser Kombination kein Wunder an Feinkörnigkeit erwarten, der Filmlook ist schon kontrastreich, körnig und liefert komprimierte Tonwerte in den mittleren Graustufen. Dies kann aber durchaus gewollt sein, um ein Projekt durch die Anmutung der Fotos zu unterstreichen. Sollte ich dieses Rezept nochmals benutzen, werde ich mir in jedem Fall KBr besorgen, um die oben genannten Probleme zu vermeiden. Übrigens: Für die Fotos habe ich einen Orange-Filter verwendet, um trotz der erwarteten hohen Empfindlichkeit auch mit offener Blende fotografieren zu können. Die meisten Aufnahmen sind dennoch bei Blende 11 vom Stativ aus gemacht worden. Zur Belichtungsmessung habe ich voll auf die Automatik meiner Canon New F1 vertraut, die sich in Gegenlichtsituationen aber doch vom hellen Himmel täuschen ließ 😉
Eine weitere Alternative werde ich beizeiten ebenfalls ausprobieren: Wie verhält sich Ilfords HP5 in Caffenol Delta, wenn ich – wie bei klassischen Entwicklern üblich – die Entwicklungszeit verlängere, um eine Pushentwicklung zu erreichen?






