Till Erdmenger – Businessfotos | Blog

Mehr Grau

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Der Fotograf Hans Hansen erzählt im Interview mit der ZEIT vom Unterschied, ob man Fotos aufnimmt oder macht. Er sieht dabei für sich den Unterschied, ob man nach draußen geht und das fotografiert, was man dort vorfindet oder ob man – wie in seinem Fall – ein Bild im Studio komponiert. Ich finde seine Sichtweise vollkommen legitim, würde aber etwas ergänzen: Wer als Fotograf oder Künstler „nach draußen“ geht, ist längst nicht gezwungen, das zu fotografieren, was er vorfindet. Das wäre der dokumentarische oder journalistische Ansatz. Selbstverständlich kann ich mich von der puren Dokumentation abheben, indem ich einen Ausschnitt zeige, ein Detail statt des Ganzen, indem ich mit Unschärfe arbeite, zu einer bestimmten Tageszeit oder mit einer bestimmten Beleuchtungssituation. Auch dann kann eine Komposition gelingen.

Für meine freien Projekte habe ich in den vergangenen Jahren oft nach Industriearchitektur vor Ort gesucht, später auch die Wohnarchitektur der letzten 50 Jahre in Fotos festgehalten. Mir ging es dabei nie um „Street Photography“ oder die sachliche Architekturfotografie, sondern um die Abstraktion – das Auffinden von Linien, Formen und Flächen. Darüber hinaus enthalten die Arbeiten eine Metaebene: Wie sieht unsere urbane Umwelt aus? Wo arbeiten wir? Wie wohnen wir? Wie leben wir? Da sieht man die riesigen Wohnblöcke der 1970er Jahren mit ihren integrierten Supermärkten und Schwimmbädern auf der einen Seite, die schuhkartonartigen Staffelgeschoß-Zweifamilien-Bauten der Neuzeit auf der anderen Seite.

Nun habe ich mich einige Zeit lang mit solchen Themen beschäftigt und frage mich, ob ich das im Jahr 2024 weiterführen werde oder ob es andere, neue Themenfelder geben wird, die mich für freie Arbeiten reizen könnten? Neben dem industriellen und urbanen gibt es natürlich noch die ruralen Motive: Landschaft und Landwirtschaft. Auch in diesen Bereichen kann man Abseits von Postkartenmotiven spannende Bilder komponieren, die dieselbe Metaebene bedienen und erweitern. Versuchsweise sind dieser Tage ein paar solche Motive entstanden, von denen ich hier einige zeige. Aufgenommen mit meiner Canonet QL19 GIII auf Ilford HP5, push-entwickelt in Caffenol CH auf ISO 1600.

Lieber Herr Hansen, falls Sie das lesen: Es gibt meiner Meinung nach doch noch ein paar mehr Kategorien, als Sie im Interview erwähnten. Ein paar weitere Abstufungen von Grau, wenn man so will 😉

Antwort auf „Mehr Grau”.

  1. Push-Entwicklung mit Caffenol – Till Erdmenger – Businessfotos | Blog

    […] zu Beginn dieses Jahres hatte ich einen HP5 mit dieser Methode auf ISO 1600 entwickelt. Der Film war in einer Canonet belichtet worden, die neben der manuelle […]