Till Erdmenger – Businessfotos | Blog

Abandoned Mall im Mittelformat

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Mitten in der Stadt steht ein verlassenes Einkaufszentrum. Der Investor scheint pleite zu sein, seit Jahren passiert dort nichts. Auf der Suche nach Motiven bin ich heute vormittag dort gewesen, mit meiner wunderbaren Fujica GS645. Eine Rangefinder für das Format 4,5×6 mit einklappbarem Objektiv. Meine Reisekamera. Objektive zum einklappen kennt man von den Kameras aus den 50er Jahren, später wurde dieses Prinzip nur noch selten verwendet. Ein moderneres Modell mit versenkbarem Objektiv ist auch die Plaubel Makina 67 bzw. 670, eine legendäre 6×7-Kamera, die in einem Wim-Wenders-Film eine Hauptrolle spielte. Von dieser Kamera träume ich noch, falls ich die Erweiterung meines Fuhrparks irgendwann mal rechtfertigen kann 😉

Da es ziemlich sonniges Wetter war, stand der Verwendung eines niedrigempfindlichen Films nichts im Weg – ich hatte seit einiger Zeit noch einen Rollei RPX25 im Kühlschrank. Bei den heutigen Lichtverhältnissen ergaben sich damit Belichtungen rund um 1/60sec und Blende 5,6. Im Herbst hatte ich bei meinem großen Filmtest, der sich ebenfalls um niedrigempfindliche Filme drehte, bereits einige Erfahrungen mit solchen Verhältnissen gemacht, später sogar den super-feinkörnigen und extrem niedrig-empfindlichen Adox CMS II ausprobiert. Diesen Film hatte ich in 3 verschiedenen Entwicklern zubereitet und festgestellt, dass er sich in Caffenol Delta sehr gut entwickeln lässt. Bei meiner damaligen Recherche hatte ich darüber hinaus ein Rezept namens Caffenol Micro gefunden, das speziell für niedrig-empfindliche Filme gedacht ist.

Ich habe im Chemie-Unterricht nicht genug aufgepasst, um die Zusammenhänge zu erklären, aber das Rezept enthält weniger Kaffee und weniger Vitamin C, dafür mehr Waschsoda als das Delta-Rezept. Der Entwickler ist daher etwas weniger potent (die Kaffeesäure und das Vitamin sind die Entwickler-Substanzen), arbeitet aber in einem anderen Ph-Spektrum (gesteuert durch das Waschsoda). Das Micro-Rezept soll dadurch eine weichere Gradation in Verbindung mit den meist sehr hart arbeitenden Filmen niedriger Empfindlichkeit (Stichwort Dokumentenfilm) erzielen. Die empfohlene Entwicklungszeit liegt bei 9—11 Minuten. Da ich meine Kleinbildfilme für 12 Minuten in Caffenol Delta lasse, Rollfilme hingegen 13:30min, kam mir die Angabe etwas knapp vor und ich entschied mich dafür, den RPX25 ebenfalls für 13:30min im Entwickler zu lassen. Scheinbar wäre das nicht nötig gewesen, denn er kam mit ziemlich hoher Dichte aus der Dose. Geschätzt eine Blende zu dicht – die 11 Minuten wären also vermutlich die richtige Entwicklungszeit gewesen.

Rollei ist nur noch ein Markenname und hat nie selbst Filme produziert. Bekannt war die Firma aus Braunschweig für die 2-äugige Rolleiflex. Ich habe viele Vermutungen darüber gelesen, dass die Rollei-Filme von Agfa-Gaevert in Belgien produziert werden. Angeblich sei der RPX25 in Wirklichkeit ein Aviphot-Film. Welcher genau, darüber weiß niemand Bescheid. Mehrfach wird der Aviphot 80 genannt, ein Film der angeblich auch als Rollei Retro 80s verkauft wird. Das halte ich für relativ unlogisch, denn es gibt auch einen Aviphot 20 und einen Aviphot 40. Es wäre viel logischer, wenn einer von diesen beiden als RPX25 gelabeled würde.

Im Gegensatz zum Adox CMS 20 II, der mir zu klinisch war, gefällt mir der RPX25 recht gut. Ich habe hier mal wieder keinen ausführlichen Test angestellt, sondern lediglich ein paar Fotos gemacht, aber der Film hat Charakter! Er ist recht scharf und detailreich – was man auf 4,5×6 Zentimetern Negativ auch erwarten kann. Das Korn ist fein, aber sichtbar. In der Kombination mit dem Caffenol Micro Rezept scheint es mir, dass der Film ziemlich brauchbare Grauwerte reproduziert. Die Entwicklung war nicht optimal und ich habe keinen Vergleich, wie der Film in anderen Entwicklern kommt, daher traue ich mir kein endgültiges Urteil zu – aber fürs erste scheint die Aufgabe erfüllt und die Gradation flach genug zu sein.

Hier also ein paar meiner Fotos – wie immer in Schwarz-Weiß 😉 Ich bin kein Fan von Lost Places, aber Architektur zieht mich als Foto-Motiv an.