Till Erdmenger – Businessfotos | Blog

Vintage-Salami, Ausgabe 2025

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Scheibchenweise, so habe ich mir vorgenommen, möchte ich meine Fotos aus vergangenen Jahrgängen aufschneiden und präsentieren. Denn mein Fotografen-Leben begann vor mittlerweile mehr als 40 Jahren mit der ersten Kamera und professionalisierte sich vor bereits fast 30 Jahren mit dem Beginn meiner Ausbildung.

1985 wird Gorbatschow Generalsekretär der KPdSU, das Benefizkonzert „Live Aid“ findet statt und der französische Geheimdienst versenkt die „Rainbow Warrior“. Zu dieser Zeit bin ich 12 Jahre alt und fotografiere vor allem im Sommer-Urlaub in den Alpen. Die Fotografie und das Wandern zählen zu den Dingen, die mich auf besondere Art mit meinem Vater verbunden haben. Ich habe deshalb ein Portrait von ihm herausgesucht, dass ich bei einer Wanderung aus dem österreichischen Gaistal über das Gatterle (die Grenze zu Deutschland) zur Knorrhütte im Zugspitzkegel fotografiert habe.

Mein Vater Jochen Erdmenger, fotografiert auf einer Wanderung 1985

10 Jahre später, 1995, hat die Politik Gorbatschows zur deutschen Wiedervereinigung geführt. Der erste Castor erreicht trotz Protesten das „Endlager“ Gorleben. Auf dem Balkan tobt Krieg und Christo verhüllt den Reichstag. Ich bin zu dieser Zeit Student der Politikwissenschaft und der Sozialpsychologie und bereise erstmals nach der Wende Ostdeutschland. Von dieser Reise nach Dresden habe ich das nächste Foto ausgesucht, das vielleicht weniger künstlerischen als dokumentarischen Wert hat.

Ein Foto aus der Nähe von Dresden, 1995

Im Jahr 2005 lebe ich in Davos in der Schweiz und arbeite für die AO Foundation. Für dieses Forschungsinstitut habe ich spannende Fotos aus dem Operationssaal mitgebracht, die ich hier des guten Geschmacks wegen und weil ich mich auf analog entstandene Fotos konzentrieren möchte, nicht zeige. Ratzinger wird in diesem Jahr Papst, Merkel Bundeskanzlerin. Der A380 besteht seinen Jungfernflug und Peter Lustig geht in Rente. Ich habe für dieses Jahr ein Foto vom anderen Ende der Welt herausgesucht, denn wir waren auf den Philippinen. Die Zustände in den Slums von Manila waren alles andere als lustig – und grade deshalb zeigenswert. Kleine Erinnerung, sich im Kleinen wie Großen um Gerechtigkeit zu bemühen!

In den Slums von Manila, 1995

Vor einem Jahrzehnt, 2015, waren wir mit dem Umzug nach Bergisch Gladbach beschäftigt. Merkel sagte „Wir schaffen das“ – bezog sich allerdings auf die Flüchtlinge, die ins Land kamen. In Paris werden Menschen erschossen, weil sie satirische Zeichnungen veröffentlichen. Ein lebensmüder Pilot bringt einen vollbesetzten Airbus in den Alpen zum Absturz. Und ich belichte nach mehreren Jahren der Abstinenz wieder analoges Filmmaterial. Das ist es ja, was mich seit so langer Zeit an der Fotografie fasziniert, was für mich die Essenz von Fotografie ist. Filmkorn statt Pixel! Mit dem Wiederaufleben meiner Begeisterung für analoge Fotografie tritt auch eine massive Entwicklung in Richtung künstlerischer Fotografie ein. Ich entdecke den Spaß am Fotografieren, die Beschäftigung mit dem Thema, die Abstraktion von Motiven quasi neu. Das gezeigte Foto stammt aus Gran Canaria.

Ein abstraktes Foto von 2015, fotografiert auf analogem Schwarzweißfilm

Im kommenden Jahr werde ich diese kleine Serie sicherlich fortsetzen, denn es ist auch für mich persönlich spannend, noch einmal lange nicht gesehene Fotos aus meinem Archiv hervorzuholen und meinen eigenen fotografischen Weg nachzuzeichnen.

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