In seinem Video zu dieser Frage gibt Thomas Heaton einen detaillierten Abriss der Analog-Renaissance wieder – von der wilden Zeit um 2010 bis 2015, als analoge Fotografie ein revolutionärer Gestus der Hipster war, über die (Wieder-)Einführung alter und neuer Filme, massiv steigende Preise für gebrauchte Kameras bis hin zu den vielen neuen Laboren, die es auch hierzulande gibt.
Auch Thomas sieht in den aktuellen KI-Bildchen ein „Verbrechen“ am Status der Authentizität von Fotografie. Durch Apps, die digitalen Fotos den Look analogen Filmmaterials verpassen sowie durch die komplett herbei fantasierten KI-Bildchen entwickelt sich grade eine „low trust society“ – nach meinem Empfinden sogar vollkommen zurecht. Wer heute noch den vielen bunten Bildern traut, die uns auf Social Media begegnen, muss weitgehend naiv sind. Viel zu oft erkennen wir, mit welchen manipulativen Hintergedanken solche Bilder verbreitet werden – dagegen müssen wir uns mit emotionaler Hornhaut und Skepsis schützen.
Unter diesem Wandel leidet aber die gesamte Fotografie als dokumentarische und künstlerische Ausdrucksform – aus diesem Grund hatte ich neulich sogar gefragt, ob man KI deshalb nicht verbieten muss. Wir sind als Gesellschaft darauf angewiesen, den bildhaften Nachrichten aus unserer Welt ein Urvertrauen entgegenbringen zu können. Nur durch echten Journalismus und unabhängige Medien können wir uns ein objektives Bild der Welt machen. Es dürfte durchaus das Ziel etlicher Agitatoren sein, unser Vertrauen mit ihren Fake News dermaßen zu untergraben, dass nichts mehr übrig bleibt, dem wir Vertrauen entgegenbringen.
Back on topic – Thomas Heaton schließt mit der Meinung, auch 2025 sei Analogfotografie noch cool. Dem schließe ich mich an. Es ist keine vollbärtige, holzfällerhemdenartige Influencer-Coolness mit vielen Likes. Sondern eine Nische für die künstlerische Szene. Eine Coolness, die aus der Mühe, dem Wissen und dem Spaß erwächst, die man mit ihr hat. Die von sich selbst weiß, dass sie authentisch ist und das jederzeit beweisen kann. Und eine Coolness, die mittlerweile die etwas abgegriffene Ästhetik des Unperfekten mit ihren Lightleaks und falsch belichteten Negativen hinter sich gelassen und sich über die mittelmäßig talentierten Retro-Hipster hinaus entwickelt hat.


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