Till Erdmenger – Businessfotos | Blog

Balsam für die Seele

, ,

Über das Spannungsfeld zwischen KI-generierten Bildern und Fotografie habe ich hier schon ein paarmal geschrieben. Einen Teilaspekt habe ich dabei nach meiner Erinnerung aber noch relativ wenig beleuchtet: Welchen Einfluss hat KI speziell auf die Analogfotografie?

An ein spezifisches Argument erinnere ich mich deutlich: Ich habe mal die These aufgeworfen, dass in einer Welt voller ausgedachter Bildchen und der zunehmend schwierigen Differenzierung zu „echten“ Fotos die Analogfotografie eine Renaissance in dem Sinne erfahren könnte, dass das physisch vorhandene Negativ bald das einzig geltende Beweismittel für Authentizität sein könnte.

Der Wunsch nach Glaubwürdigkeit wird unweigerlich noch wachsen, je mehr wir im Alltag mit Fake-News konfrontiert werden. Neben der vielbeschworenen Authentizität und Entschleunigung erleben wir bereits eine Entwicklung hin zu mehr Transparenz – siehe diverse Webseiten und Kanäle, die sich der Aufklärung von Falschinformationen verschrieben haben. Auch das Handwerkliche hat in den vergangenen Jahren bereits einen Image-Aufschwung durchlebt – kein Tag vergeht mehr ohne Reels über das verblüffende Geschick von Handwerkern und ihre in Slow-Motion gefilmte Tätigkeit.

Einen erfrischenden Ansatz zur zukünftigen Entwicklung von Analogfotografie und ihrem Status verfolgt Raf Lopes in seinem Beitrag „Das Wellness-Paradox“. Er zieht eine Parallele zur Weiterentwicklung der Luxusgüterindustrie in Richtung von Wellness – also Dingen, die man auch mit viel Geld nicht einfach kaufen kann. Zusammengefasst:

Der Artikel argumentiert, dass die aktuelle KI-Revolution keineswegs das Ende der analogen Fotografie bedeutet, sondern sie im Gegenteil wertvoller macht. Ein Vergleich mit der Wellness-Industrie zeigt: In einer Welt, in der Luxusartikel wie Taschen und Mode durch Massenproduktion und Fälschungen entwertet wurden, ist Status heute an Zeit, Gesundheit und Disziplin gekoppelt – Dinge, die sich schwer kopieren lassen. Diese Exklusivität verschiebt sich auch in der kreativen Branche: KI hat den Zugang zu professionell aussehenden Bildern, Designs und Musik billig und allgegenwärtig gemacht. Dadurch wird alles KI-Generierte gewöhnlich und wenig begehrenswert.

Analoge Fotografie hingegen erfüllt exakt jene Kriterien, die heute als „neuer Luxus“ gelten: Sie ist aufwendig, teuer, erfordert Zeit, Geduld, Übung und die bewusste Entscheidung für den komplizierten Weg. Gerade weil KI-Bilder per Knopfdruck entstehen, eignet sich Filmfotografie ideal als Differenzierungsmerkmal für Marken, Profis und Künstler, die Exklusivität, Handwerk und Authentizität betonen wollen.

Der Artikel sieht einen klaren Trend: Je einfacher und allgegenwärtiger KI-Bilder werden, desto mehr gewinnt analoge Fotografie als kreativer Gegenentwurf an Bedeutung – vergleichbar mit der Renaissance von Fitness, Clean Eating oder Meditation im Lifestyle-Bereich. Schon jetzt steigen Nachfrage, Kameraverkäufe und Preise im analogen Sektor deutlich, und prominente Filmschaffende und Künstler bekennen sich öffentlich dazu.

Das Fazit: Die KI-Ära macht analoge Prozesse zum neuen Statussymbol – Filmfotografie steht für etwas, das KI niemals leisten kann: menschliche Intention, Geduld, Risiko und Unwiederholbarkeit. Gerade diese Eigenschaften werden in Zukunft weiter an Wert gewinnen.

Diese Argumentation ist natürlich Balsam für die Seele eines jeden Analog-Fans. Und für mich auch ein deutliches Zeichen, diese Form des Bildschaffens noch viel selbstbewußter in den Markt zu tragen! Jedes Analogfoto ist ein handgefertigtes Unikat mit einer unnachahmlichen Ästhetik. Analogfotografie bedeutet fokussiertes Arbeiten und Exklusivität mit einer Betonung von Nachhaltigkeit, Wertschätzung und einem besonderen Erlebnis für den Kunden.

Hinterlasse einen Kommentar