Das Medium Fotografie wird 175 Jahre alt – Zeit für einen kleinen, ganz persönlichen Rückblick. Durch meinen fotobegeisterten Vater steckt mir die Fotografie quasi „in den Genen“. Eines meiner ersten Fotos machte ich dann auch im zarten Alter von etwa 3 Jahren – immerhin war ich schon kräftig genug, die Kamera zu halten. Seitdem ist viel passiert. Mit 10 Jahren besaß ich eine eigene Spiegelreflexkamera mit mehreren Objektiven und knipste mit Hingabe die österreichischen Alpen von allen Seiten. Im Badezimmer fraß der chemische Entwickler Löcher in die Jeans. Anfang der 90er Jahre kam dann die erste Autofokus-SLR ins Haus und mit den ersten Freundinnen die Lust an Portraitfotografie. Nach einem kurzen Umweg an die Uni startete ich einige Jahre später meine klassische Ausbildung zum Fotografen, wobei sich der schnauzbärtige Franzose als unerbittlicher, aber gutmütiger Chef herausstellte. Ungeduldig, wie ich bin, verkürzte ich die Ausbildung auf 2 Jahre. Später bemerkte ich, dass meine Auszeichnung für den innungsbesten Abschluss meines Jahrgangs niemanden in der großen weiten Welt interessierte. Für mich brach dennoch eine aufregende Zeit an, in der ich profimäßig Rolle um Rolle Film durchspulte, bevorzugt Ektachrome E100VS. Alles war total cool, wenn man dann Clip-Entwicklungen oder „Push mit 2/3 Blenden“ beauftragte. Irgendwann raste ein Flugzeug in einen amerikanischen Wolkenkratzer, während ich im Fachlabor über dem Leuchtpult meine Dias kontrollierte. Danach war alles anders. Kurze Zeit später fand ich mich in der Schweiz wieder, wo ich digitale Nikons in bluttriefende OP-Wunden hielt. In steriler Kleidung verpackt, direkt unter dem Flutlicht stehend und verbranntes Menschenfleisch in der Nase. Eher anstrengend. Meine Businessfotos sind heute in der Regel weniger magenverdrehend. Inzwischen liegt es einige Jahre zurück, dass ich das letzte Stück Zelluloid belichtet habe. Gelegentlich nehme ich – von einer Prise Wehmut umgeben – meine Canon „New F1“ oder die Hasselblad 503 in die Hand. Eine andere Welt. Mein aktuelles Werkzeug kann Hollywood-Filme drehen. Eine unglaublich spannende Zeit ist vergangen. Und hält noch an.
Einen eher allgemeinen – aber dennoch hochinteressanten – Abriss über die vergangenen 175 Jahre Fotografie finden Sie übrigens bei der PhotoPresse.