Ein Projekt des Fotografen und studierten Psychologen Scott Chasserot sorgt derzeit für Aufmerksamkeit – „Original Ideal“. Dahinter steckt der Gedanke, die unbewusste Selbstwahrnehmung des Menschen sichtbar zu machen. Seine Alltags-Models wurden zunächst portraitiert, anschließend dutzendfach am Computer manipuliert. Schließlich sahen die Probanden ihre Diashow, während sie an einen Hirnscanner angeschlossen waren. Dieser sollte die Reaktion auf die „verschönerten“ Versionen messen und so aufzeigen, welche Idealvorstellung die Teilnehmer von sich selbst haben. Die im übrigen sehr schön gemachte Website zu diesem Projekt zeigt etliche Originalfotos in der Gegenüberstellung mit dem vermeintlichen Ideal.
Leider konnte ich keine Anhaltspunkte finden, nach welchen (genormten?) Kriterien die Portraits manipuliert wurden. Im Ergebnis fällt auf, dass vielfach eine deutlich symmetrische Variante bevorzugt wurde, bei einigen Personen sind auffällige Veränderungen der Augenfarbe zu beobachten, bei anderen wurden die Gesichtsproportionen stark verändert. Dass die Ergebnisse individuell – ja sogar unterbewusst – gewählt wurden besagt noch nichts über die zur Auswahl gestellten Versionen. Hier wäre weitere Information wünschenswert, die der Fotograf auch im Interview nicht preisgibt.
Dennoch unterstützt dieses Projekt die Erkenntnis jeden Profifotografen, dass Portraitierte nicht selten Kritik an den Ergebnissen äußern, weil sie sich „schlecht getroffen“ fühlen. Kein Wunder, wenn die Selbstwahrnehmung teils so frappant von der Realität abweicht!