Till Erdmenger – Businessfotos | Blog

Analoge Gedankenwelt

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Seit einiger Zeit beschäftige ich mich wieder intensiv mit der analogen Fotografie – und lese natürlich gern darüber. Die Zeitschrift „PhotoKlassik“ zum Beispiel. Oder Seiten wie „Absolut Analog“ oder „APHOG“. Jetzt den Beitrag „Why shoot Film“, der auf der Seite eines amerikanischen Fotolabors veröffentlicht wurde. Die Autorin Hannah Lush schreibt:

When you shoot film and it turns out, you did something to make that happen. You turned a dial and guessed at light, and pulled a trigger and it worked. Why every Harry Potter fan doesn’t shoot film, I don’t know. It’s a small act of wizardry in itself—a sort of tangible magic.

And it’s not perfect. I think that’s the most captivating thing about it.

Und das verwirrt mich. Nein, es macht mir etwas klar: Sie betrachtet die Analogfotografie von einer komplett anderen Seite als ich. Sie ist sicher 20 Jahre jünger und sehr wahrscheinlich ohne Berührungspunkte mit der analogen Fototechnik aufgewachsen. Für sie ist, wie für ihre Generation, das Smartphone die „normale“ Kamera. Fotomassen, die mit einem Alltagsgegenstand entstanden und innerhalb von Sekunden millionenfach geteilt in die Welt strömen. Aus dieser Perspektive wundert mich die übliche Geringschätzung fotografischer Arbeit heutzutage nicht mehr. Ich möchte erwidern: Die analoge Kamera ist kein Mysterium, sondern ein hochtechnisches Präzisionswerkzeug. Wer sich damit befasst, weiß genau was er da tut, wenn er auf den Auslöser drückt. Kein Ratespiel oder Zauberei entsteht da; wohl aber kann die Fotografie einen verzaubern. Sie sei nicht „perfekt“? Doch, ganz sicher! Wer fotografieren gelernt hat, kann perfekte Fotos auf Film belichten. Diese Perfektion ist nur nicht so bequem vom Sessel aus zu erreichen. Es ist falsch, wenn man auf Analogfotos wie auf eine schrullige alte Tante herabblickt, wir ergötzen uns nur momentan noch an der Omnipräsenz inhaltsloser Pixelflächen. Ich merke schon, wie altmodisch ich jetzt klinge. Werde halt alt …

Antworten auf „Analoge Gedankenwelt”.

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