Till Erdmenger – Businessfotos | Blog

Artlog: Wo wir leben

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Seit einiger Zeit beschäftige ich mich immer wieder mit der Architektur in meiner Stadt. Das Thema reizt mich seit meiner Jugend, als ich überlegte, Architekt zu werden. Seitdem ich in Bergisch Gladbach wohne und mich ehrenamtlich im Freundeskreis der Gartensiedlung Gronauer Wald engagiere, habe ich zahlreiche Fotos dieser ältesten Gartenstadt Deutschlands gemacht. Die Bauten entstanden um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert und faszinieren mich schon seit Kindertagen. Meine Fotos der Siedlung sind z.B. in unserem Buch zum 125-jährigen Jubiläum der Siedlung zu finden.

In einer weiteren Phase nahm ich die drei großen Wohnquartiere in Gronau, Bensberg und Refrath ins Visier – diese entstanden alle in den 1970er Jahren und ähneln sich stilistisch in ihrer nüchternen Beton-Architektur und dem Gedanken, viele Menschen auf wenig Raum unterzubringen. Heute wird das vermutlich positive Gefühl, mit dem die Bewohner damals diese Wohnungen bewohnten – die Gemeinschaft, das Miteinander – gerne belächelt.

Die schnöden Plattenbauten mit den Blockwarten sind scheinbar aus der Zeit gefallen. Seit der neoliberalen Phase hat sich auch architektonisch wieder alles auf das Selbst konzentriert, das großzügige Loft oder ein Reihenhaus muss man sich schon gönnen (ich bitte darum, meine gesellschaftspolitischen Bezüge als verkürzt und pointiert zu interpretieren). Die Bauweise dieser noch anhaltenden Phase ist sehr reduziert in der Formensprache – alles ist eckig, kantig und flach. Mitunter sogar gesichtslos und beliebig. Diese Gestaltung kommt meinem Faible für reduzierte, abstrakte Fotos jedoch sehr entgegen, weil Flächen, Formen und teilweise auch Farben nicht nur im Detail, sondern auch im Ganzen zu finden sind.

Seit wenigen Jahren ändern sich die äußeren Umstände, die der kommenden Bauphase einen wahrscheinlich radikal anderen Stempel aufdrücken werden – und ich vermute, daß die Zahl der Wohngebäude, die wieder eher den Hochhaussiedlungen der 70er Jahre ähneln, zunehmen wird. Die dringende Notwenigkeit bezahlbarer Wohnungen in Kombination mit den Anforderungen an Energieeffizienz werden entweder zu einer Renaissance oder zu kreativen Ideen führen. Ich bin gespannt. Und bis dahin werde ich immer mal wieder mit einer analogen Kamera und einem Schwarzweiß-Film losziehen und nach Motiven gucken.

Antwort auf „Artlog: Wo wir leben”.

  1. Artlog: As time goes by – Till Erdmenger – Businessfotos | Blog

    […] zu verfolgen. Neben einem alten Gewerbegebiet war in den vergangenen Jahren eine kleine Neubau-Siedlung entstanden, die ich im vorletzten Jahr für einen Spaziergang mit Kamera nutzte. Dabei entstanden […]