Tag der Pressefreiheit

Insgeheim bin ich ja ein großer Bewunderer der vielen mutigen Journalisten, die Weltpolitik hautnah miterleben, oft unter großen Anstrengungen und Risiken. Das klingt jetzt viel romantischer, als es in Wahrheit ist: Die Arbeit der Presse wird nicht nur durch die Umstände, in denen Journalisten schreiben und fotografieren bedroht. Krisen- und Kriegsgebiete sind per se gefährlich. Mehr noch sind es die vielen Repressionen, mit denen Machthaber die freie Meinungsbildung unterbinden wollen. Nicht selten ist es rohe Gewalt durch religiös oder politisch radikalisierte Gruppen. Laut Reporter ohne Grenzen sind allein in diesem Jahr bereits 11 Journalisten getötet worden. Mehr als 550 Journalisten oder Medienmitarbeiter sitzen weltweit in Haft – weil sie ihre Arbeit ausgeübt haben. Neben diesen traurigen Umständen ist es einer kryptischen Phalanx aus Rechtspopulisten, Querdenkern und Impfverweigerern darüberhinaus gelungen, in den vergangenen Jahren eine Diskursverschiebung zu erzielen. Die Märchen von den „gleichgeschalteten Medien“, dem „Mainstream“ oder der „Lügenpresse“ fallen jedenfalls auf fruchtbaren Boden. Das Sahnehäubchen ist dann, dass erschreckend viele Menschen – ob unbedacht oder beeinflusst – gar keine Nachrichten mehr über die Presse wahrnehmen, sondern ausschließlich auf ihren Social Media Kanälen konsumieren. Inklusive einer wahrscheinlich beträchtlichen Anzahl von Fake News und Einflussnahmen.

Wie wichtig die „4. Gewalt“ im Staat ist, daran erinnert seit 1993 stets am 3. Mai der „Internationale Tag der Pressefreiheit“. In diesem Jahr immerhin mit der guten Nachricht, dass in Deutschland die Zahl der Übergriffe auf Reporter von über 100 auf 41 zurückgegangen ist. Deutschland landet damit wieder in der Top 10 der Pressefreiheit. Spitzenreiter ist Norwegen vor Dänemark und Schweden, zu den Schlusslichtern gehören Afghanistan, Syrien und Eritrea.

Warum ist die Pressefreiheit so wichtig? Pressefreiheit ist eine Form der freien Meinungsäußerung. Sie bezeichnet das Recht aller Journalistinnen und Journalisten, unabhängig und ohne Zensur berichten zu dürfen. Leider ist das für Machthaber oft unbequem, denn die freie Presse informiert die Bürgerinnen und Bürger über Politik und Gesellschaft, kontrolliert damit Machtinstanzen und klärt über Missstände auf. Sie ist ein Grundpfeiler für jede Demokratie. Zur Situation in Deutschland erklärt die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Maria Böhmer:

„Wo die Pressefreiheit unter Druck ist, gerät die Demokratie in Gefahr. Die besondere Rolle der Medien für eine freie Gesellschaft ist in Artikel 5 unseres Grundgesetzes festgeschrieben, das in diesem Mai seinen 75. Geburtstag feiert. Eine unabhängige und den Tatsachen entsprechende Berichterstattung ist in einer als immer komplexer erlebten Gegenwart von immenser Bedeutung. Desinformation, Falschmeldungen, Bedrohungen, sogar gewaltsame Übergriffe gefährden dieses Fundament unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Nicht zuletzt zur Bewältigung der Klimakrise sind wir auf gut aufbereitete, differenzierte und verständliche Informationen angewiesen. Hierfür ist eine starke, vielfältige Medienlandschaft ebenso unabdingbar wie breite gesellschaftliche Anerkennung für die tagtägliche journalistische Arbeit.“

[Das Titelfoto ist eins der wenigen „politischen“ Fotos aus meinem Archiv. Ich habe diese Szene 2007 in Bangalore, Indien fotografiert.]

Kategorien Fotografie, Kultur, Politik
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