Verkaufe das Reiseziel, nicht den Weg dorthin!

Business-Coachs und Mentoren gibt es zuhauf – und sie versprechen oft das Blaue vom Himmel. Ganz ähnlich wie im politischen Populismus sind die Lösungen stets überraschend einfach und ohne viel Mühe umzusetzen. Man zahlt dafür allerdings einen hohen Preis, seien es undemokratische Parteien in Regierungsverantwortung oder teure Trainer. Der reale Nutzen ist in beiden Fällen suboptimal bis gefährlich. Ein bißchen anders ist die Situation, wenn da jemand in freundlichem Tonfall von eigenen Erfahrungen erzählt, von Strategien berichtet, die er selbst erprobt hat. Jemand, der in genau dem Beruf erfolgreich gearbeitet hat, über den er nun als Mentor spricht. So ein Typ ist Michael Omori. Ich kenne ihn nur virtuell, d.h. über gelegentlichen Mail-Kontakt, seine Webseite, ein paar Videos und über LinkedIn. Dafür aber schon ziemlich lange. Auf diesem Blog habe ich ihn erstmals vor 10 Jahren erwähnt. Michael hat etliche Jahre lang Businessfotografie betrieben – das war unser Anknüpfpunkt. Seit ein paar Jahren hat er sich komplett auf das Coaching und Mentoring konzentriert und bot mir nun an, sein neues Buch „Von der Fotografie sehr gut leben“ zu rezensieren.

Das Buch wendet sich nicht exklusiv an ein bestimmtes Genre von Fotografie – ob man also Unternehmensfotografie, Hochzeitsfotografie oder Werbefotografie betreibt, spielt für die Anwendbarkeit der vielen guten Ratschläge zunächst keine Rolle. Was mir allerdings aufgefallen ist: Dass Michael mit seiner Lektion fast bei Null anfängt. Das ist hilfreich, wenn man als junger Fotograf in die Berufswelt startet – wer jedoch schon ein Bein am Boden hat, findet auch viele Allgemeinplätze, bei denen man nur kurz nickt. Aber gut, ich bin ja selbst auch schon seit 1996 beruflich mit der Fotografie beschäftigt.

Der Einstieg in dieses Buch bietet erstmal etliche Infos darüber, wie man als Fotograf für seine Kunden attraktiv wird. Dazu ist es zwingend notwendig zu klären, was man richtig gut kann oder unbedingt machen will, sprich: Die eigene Position klären. Was biete ich an? Wer ist demnach mein idealer Kunde? Welchen Nutzen hat der Kunde von meiner Arbeit?

Einen großen Teil des Buchs nehmen Tipps zur Präsenz über Webseiten, Social Media, Online-Netzwerke, über Interaktion und Content Marketing ein. Die Ratschläge sind leicht verständlich formuliert, praxisnah und teils mit Checklisten versehen, die man einfach abarbeiten kann. Meine Befürchtung ist allerdings, dass diese Anleitungen schnell veralten werden. Sie sind für den Augenblick richtig, aber der Nutzen wird über die Zeit sinken. Wir alle wissen, wie schnell ein Kanal out ist oder neue gesetzliche Vorgaben Anforderungen an die Technik der eigenen Webseite stellen. Zeitlos hingegen sind natürlich Michaels Ausführungen über Agenturen, Repräsentanz, Vorträge oder freie Projekte. Handfeste Ratschläge, wie man die vielen kleinen Stellschrauben einer erfolgreichen Verhandlung justiert, runden das Buch ab – die kann jeder gebrauchen. Besonders lebendig wird es, wenn beispielhaft die tolle Ferieninsel, das Ziel, verkauft wird, anstatt über die Anzahl der Sitze im Flugzeug auf dem Weg dorthin zu schwadronieren. Hier verkauft Michael gewissermaßen doch das „Blaue vom Himmel“ 😉

Was mir an diesem Buch wirklich gut gefällt ist die stets positive und sympathische Art, mit der Michael seine Ratschläge gibt. Es sind bei ihm eben keine „Schläge“, sondern sanfte Stupser. „Mach etwas, jetzt!“ ist seine schroffste Aufforderung. Wahnsinnig gut finde ich die „Genialitätszone“ mit dem einfachen und zutreffenden Hinweis, ebenjene nicht zu verlassen. Überrascht hat mich jedoch, dass das Konzept des „Storytellings“ gar nicht erwähnt wird, obwohl es in diesem Buch doch sehr viel um die Selbstvermarktung geht. Und ich hätte es wichtig gefunden, das Thema der Preisfindung aufzunehmen. Ich weiß, Herr Omori hat ein separates Buch darüber geschrieben, aber für den beruflichen Erfolg, von dem man „sehr gut leben“ kann, sind vernünftig kalkulierte und nachvollziehbare Honorare essenziell.

Es ist mir nicht entgangen, dass Michael sein Buch „Von der Fotografie sehr gut leben“ beispielsweise auch auf Facebook bewirbt – und teilweise bitterböse Kommentare erntet. Er werde es wahrscheinlich sein, der durch den Verkauf des Buchs sehr gut leben könne. So sehr man im Internet mit respektlosen und unsachlichen Kommentaren rechnen muß, finde ich das doch ausgesprochen schade. Es zeigt ganz eindeutig, dass diese Menschen Michael Omori nicht kennen. Ganz anders als diese Kommentatoren halte ich ihn für wertschätzend und sympathisch. Und das nicht nur, weil er mir freundlicherweise sein Buch zur Lektüre zugesandt hat 😉 Danke, Michael!

[Übrigens habe ich auf meinem Blog ebenfalls einige Beiträge über den beruflichen Erfolg veröffentlicht, z.B. über die Selbstvermarktung für Fotografen.]

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