It’s the end of the year as we know it … and I feel fine.

Es nervt ja etwas, überall die traditionellen Jahresrückblicke zu lesen. Aber auch ich befasse mich heute nochmals mit dem bald endenden Jahr 2022. Denn abseits der klimatologischen und politischen Katastrophen dieser Welt gibt es auch schönes, interessantes und kontemplatives zu entdecken. Einer der großen Trends des Jahres ist AI, also die künstliche Intelligenz immer besserer Programme, die in der Lage sind, auf Zuruf fotorealistische Bilder zu erzeugen oder flüssig lesbare Texte zu verfassen. Kurzfristig hatte ich schon überlegt, diesen Artikel von ChatGPT verfassen zu lassen und mit Bildern von Midjourney oder Stable Diffusion zu illustrieren. Im Verlauf des Jahres habe ich etliche beeindruckende Ergebnisse gesehen, mein kleiner Test mit der Anweisung, einen 50-jährigen mit dunklen Haaren und Brille mit einer analogen Kamera zu zeigen, erzeugt aber komischerweise keine Ähnlichkeiten. Die Technik wird uns noch einige Überraschungen und Annehmlichkeiten bescheren, wirft aber auch Fragen auf: Wie sieht es mit dem Urheberrecht an diesen Bildern aus? Wie sieht es mit Persönlichkeitsrechten aus, wenn eine AI Bilder erzeugt, die bekannte Persönlichkeiten in nicht-realen Situationen zeigen? Wie fundiert sind computer-generierte Texte, die ihr komplettes Wissen aus dem Internet beziehen? Können sie zwischen journalistisch-recherchierten Quellen und Verschwörungstheoretikern unterscheiden? Und wie sieht es in dieser automatisierten, software-basierten Welt mit der Menschlichkeit aus? Mitgefühl, Empathie – sind das Emotionen, die bald auch ein Algorithmus ersetzen kann?

Ein interessanter Gegentrend ist schon seit Jahren zu beobachten: Die Renaissance der Analogfotografie. Ich habe vielfach darüber geschrieben. Fotografie auf Film ist authentischer, realer – sie ist weniger oberflächlich, überlegter, präziser und entschleunigter, kreativer und echter als der digitale Kram. Und somit ein echter Kontrapunkt zu allen AI-Bildchen. Es freut mich sehr, dass dieses Medium zunehmend als künstlerische Ausdruckform wichtig wird, nachdem vor etwa 20 Jahren der Tod der Analogfotografie gefeiert wurde. Es ist im besten Sinne kein Wiederaufglimmen, sondern eine neu entfachte Flamme. Und dieses Medium erhält Unterstützung: Nach Jahrzehnten bringt JOBO nun wieder Entwicklungs-Chemie auf den Markt, Ilford konfektioniert seinen Einsteiger-Film Kentmere als 120er Rollfilm und Leica stellt nach fast 20 Jahren Pause die M6 wieder her! Wow! Gut, die Preise für gebrauchte analoge Kameras und Objektive steigen kontinuierlich und sind seit Jahren nicht mehr auf Schnäppchen-Niveau und Farbfilme sind derzeit so gut wie gar nicht zu bekommen. Das ist aber bei Brotaufstrich, Waschmaschinen oder Strom dasselbe.

In diesem Jahr habe ich so viele Filme belichtet, wie lange nicht mehr. Alle Analogfotos sind zu persönlichen Projekten entstanden – ich bin aber zuversichtlich, dass in nächster Zeit auch Kunden die Authentizität und Einzigartigkeit von auf chemischem Weg hergestellten Fotos zu schätzen lernen. Ich bin bereit!

In guter Tradition schließe ich das Jahr mit den besten Wünschen für ein paar geruhsame, stressfreie und gesunde Feiertage ab. Kommen Sie gut ins neue Jahr! Falls Sie bis dahin ein bißchen Zeit zum lesen haben, hätte ich hier ein paar Empfehlungen – die in diesem Jahr am häufigsten gelesenen Beiträge auf meinem Blog:

  1. Noch immer (wie langweilig!) suchen viele Menschen nach Tipps, wie sie mit Apple Pages Broschüren drucken können. Dabei gibt es doch seit ein paar Jahren ein absolut tolles, professionelles Layout-Programm, nämlich Affinity Publisher.
  2. Eine Herzensangelegenheit war mein Test verschiedener Schwarzweiß-Filme in verschiedenen Entwicklern. Wer noch nie mit solchen Kombinationen gespielt hat, ahnt nicht, wie unterschiedlich die resultierenden Negative sein können.
  3. Ebenfalls freue ich mich darüber, dass das Thema der Nutzungsrechte offenbar an Bedeutung gewinnt. Mein Beitrag darüber, inwieweit eine zusätzlich berechnete Lizenz die Preise verdirbt, fand jedenfalls Zuspruch.
  4. Dazu passend ist der allgemeine Beitrag zu Preisen für Businessfotos – wie sie entstehen, wie man sie nachvollziehbar berechnet und wie man sie kommuniziert.
  5. Ich möchte es eigentlich gar nicht erwähnen, aber auch ein weiterer App-Tipp zu Apple Pages wurde auch in diesem Jahr wieder zahlreich aufgerufen.
  6. Läuft auf RTL noch die Daily Soap über gute und schlechte Zeiten? Mein Artikel über gute Fotos, schlechte Fotos ist noch immer ein Dauerbrenner – und veranschaulicht ganz plastisch, dass bei aller künstlerischer Freiheit ein paar Key-Facts bei der Gestaltung wichtig sind.
  7. Mein Beitrag über den Knick in der Optik ist bereits viele Jahre alt. Und zeigt, dass kleine Makel oder Unzulänglichkeiten ein Portrait entscheidend authentischer wirken lassen. Nicht jede Falte muss retouchiert werden 😉
  8. Ein spannendes Projekt war es, auf dem Industriegelände der früheren Papierfabrik Wachendorf zu fotografieren. Dort soll in naher Zukunft ein riesiges neues Wohngebiet entstehen – wenn die Stadt es denn schafft, einen Bebauungsplan aufzustellen. Das hat sie für andere Areale von Schäbbisch Gläbbisch auch seit Jahrzehnten versprochen, aber noch immer nicht umgesetzt.
  9. Wie war das jetzt mit den Nutzungsrechten? Wer es immer noch nicht verstanden hat, schaut am besten hier mal nach!
  10. Ein eher lästiges Thema ist für viele die Künstlersozialkasse. Während man als Arbeitgeber zwar stöhnend die Lohnnebenkosten für seine Angestellten bezahlt, wirkt es stets irritierend, dass auch freiberuflich Arbeitende ein Recht auf Sozialversicherungen und Altersvorsorge haben sollten. Hier ein kleiner Reminder dazu!

Für mich war 2022 ein erfolgreiches Jahr. Außer vielen spannenden Analogfotos und Fotoproduktionen für Kunden habe ich erneut an mehreren Webseiten für Kunden gearbeitet und etliche Aufträge aus dem Bereich Layout/Grafik vollendet. Zwei persönliche Highlights haben mit meiner unmittelbaren Umgebung zu tun: Zum einen stehen seit dem Sommer zwei von mir gestaltete und konzeptionierte Zwitscherkisten in der Gartensiedlung Gronauer Wald, zum anderen habe ich (gemeinsam mit zwei Mitstreitern) ein Buch über die Siedlung herausgebracht.

Kategorien Analog, Kultur, Photographie, Privat, SoftwareSchlagwörter , , , ,
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